| | Kälteallergie – wenn bei Kälte die Haut verrückt spielt Wenn Menschen leicht frieren und viel Wärme brauchen, um sich wohl zu fühlen, bezeichnen wir sie als Frierkatzen oder schreiben ihnen gar scherzhaft eine Kälteallergie zu. Kaum bekannt ist jedoch, das es eine Allergie auf Kältereize tatsächlich gibt. Die so genannte Kälteallergie – der medizinische Fachbegriff hierfür lautet Kälteurtikaria – ist keine echte allergische Reaktion mit einer Antigen-Antikörperreaktion, sondern wird zu den physikalisch ausgelösten Allergien bzw. zu den Pseudoallergien gezählt. Bei der Kälteurtikaria löst der Kontakt mit kalten Gegenständen oder auch kaltem Wasser oder Wind die Freisetzung von Histamin aus und zwar an der Stelle, wo die Kälte auf die Haut einwirkt. Innerhalb weniger Minuten kommt es zur Rötung, Schwellung und heftigem Juckreiz – Ein Gefühl, als hätte man in Brennesseln gefasst, woher auch der Name „Nesselsucht“ (=Urtikaria) herrührt. Zu Beginn der Hautreaktion sind die juckenden Rötungen und Schwellungen der Haut noch relativ klein und begrenzt, können sich jedoch erheblich ausbreiten. In der Regel sind diese Hauterscheinungen zwar unangenehm, aber nicht gefährlich. Wenn allerdings große Hautflächen dem Kältereiz ausgesetzt sind, z. B. bei einem Sprung ins kalte Wasser, so werden auch entsprechend große Mengen an Histamin freigesetzt, die dann mit dem Blut innerhalb von einer Minute in andere Köperregionen gelangen können. Die Folgen sind erhöhter Puls, Blutdruckabfall, stechende Kopfschmerzen, Atemnot und Kreislaufschock. Im schlimmsten Fall ist dann auch ein tödlicher Ausgang möglich. Häufig lösen bei Betroffenen mit Kälteurtikaria auch andere Allergene oder Reize die Symptomatik aus. Diese können sehr vielfältig sein, so dass es oft die Suche nach der sprichwörtlichen „Nadel im Heuhaufen“ ist, bis man die auslösenden Reize entdeckt hat. Mögliche andere Auslöser für Nesselsucht sind beispielsweise: - bestimmte Nahrungsmittel oder auch Lebensmittelzusatzstoffe (Chinin in Tonic Water relativ häufig, Färbemittel, ...),
- gespritztes Obst und Gemüse,
- Medikamente (häufig z. B. Salicylate wie sie in Aspirin oder Penicillin enthalten sind),
- Metalle im Körper (z. B. Amalgam),
- Pflanzen,
- Tierhaare,
- Insektenstiche,
- Sonnenstrahlen,
- Röntgenstrahlen,
- Druck auf die Haut (z. B. bei längerem Tragen eines Rucksackes),
- Körperliche Anstrengung (durch Steigerung der Körpertemperatur und Schwitzen),
- Virusinfektionen
und viele andere mehr.
Festgestellt wird eine Kälteurtikaria durch den Allergologen mit einem einfachen Eiswürfel-Test. Es werden mehrere Eiswürfel auf den Unterarm gelegt und zu unterschiedlichen Zeiten wieder entfernt. Zeigen sich dann die typischen Hauterscheinungen, so steht die Diagnose fest. Was kann man gegen die Kälteurtikaria tun? Die einfachste Methode ist natürlich, Kälte zu meiden – Skiurlaub zum Beispiel ist für Kälteallergiker problematisch. Doch nicht immer kann man der Kälte aus dem Weg gehen, gerade im Winter. Nicht selten heilt eine akute Urtikaria auch ohne Medikamente relativ schnell wieder ab. Leidet man aber unter schweren und/oder anhaltenden Beschwerden, sollte man mit dem Arzt eine medikamentöse Therapie besprechen. Da die Kälteurtikaria wie alle Formen der Nesselsucht mit einer Histaminausschüttung einhergeht, wirken Medikamente, die diese hemmen (Antihistaminika). Neuere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass die Therapie mit Antihistaminika nicht immer erfolgreich ist. Offenbar werden nicht alle Quaddeln durch Histaminausschüttung gebildet. Überraschend gute Behandlungseffekte wurden in einer Studie an der Universität Berlin mit Antibiotika erzielt. Diese Ergebnisse weisen auf Infektionen als eine weitere mögliche Ursache der Kälteurtikaria hin. Die genauen Entstehungsmechanismen sind aber noch ungeklärt. Tipps: - Vermeiden Sie Kälte (kaltes Wasser, Metall, kaltes Lenkrad, ...)
- Packen Sie sich ein: Handschuhe, Schal, Mütze. Je mehr Hautpartien vor direktem Kälteeinfluss geschützt sind, desto geringer sind die Auswirkungen.
- Wenn die Beschwerden schnell wieder verschwinden, können Sie auf Medikamente verzichten. Bei schweren oder anhaltenden Beschwerden kann Ihnen eine medikamentöse Therapie jedoch viel Leid ersparen.
- Tragen Sie immer eine antiallergische Salbe bei sich, um im Notfall die Symptome schnell mildern zu können.
- Vorsicht beim Baden in kalten Gewässern! Es gibt einige, wenn auch wenige Berichte von Todesfällen aufgrund von Kälteallergie.
Datum: | 5. 9. 2001 | Autor: | Wieland Welsch, Thomas Nowak |
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