Farben, Lacke und andere Beschichtungsmittel bestehen grundsätzlich aus vier Komponenten: Bindemittel, Lösemittel (bzw. Verdünnungsmittel), Pigmenten und Zusatzstoffen. Natürlich gibt es von dem „Grundsätzlichen“ Ausnahmen: Klarlacke und viele Grundierungen haben keine Pigmente. Bei Kalk- oder Zementfarben ist das Bindemittel zugleich auch schon das Pigment, wenn man eine rein weiße Wand haben möchte. Sonderfälle sind auch die Beizen: Sie haben in der Regel kein Bindemittel.
Das Lösemittel hält Bindemittel und Pigmente flüssig. Seine Aufgabe ist es, nach der Verarbeitung zu verdunsten, so dass die Farbe fest und trocken wird.
Das Bindemittel verbindet den jeweiligen Untergrund mit dem Pigment, haben also eine vernetzende oder verklebende Wirkung. Bindemittel sind meist farblos.
Das Pigment verleiht der gestrichenen Fläche die gewünschte Farbigkeit.
Hilfsmittel dienen zum Beispiel der Konservierung, der Filmbildung, der Erreichung einer bestimmten Elastizität oder Weichheit, der „Hautverhinderung“ (noch im Topf), der Verleihung einer bestimmten Viskosität (tropffrei etc.).
Man unterscheidet Farben zum einen danach, ob sie wasserlöslich, wasserverdünnbar oder lösemittelhaltig sind, zum anderen nach ihren Bindemitteln. Nach ihrer Funktion unterscheidet man außerdem Grundierungen, Imprägnierungen und Abbeizer von den übrigen Anstrichmitteln. Darüber hinaus verwenden Hersteller und Handel noch eine große Zahl beschreibender Bezeichnungen, die sich auf das Aussehen des fertigen Anstrichs (z.B. Lasur, Klarlack, Goldbronze,...), den besonderen Zweck (Fensterlack, Bootslack, Wandfarbe ...) oder sonstige Eigenschaften beziehen, auf die der Hersteller aufmerksam machen möchte (Dickschichtlasur, Eintopf-Farbe ...).
Bindemittel für Farben
Es gibt anorganische und organische Bindemittel. Zu den anorganischen zählen Kalk, Zement und Wasserglas. Sie erhärten durch Aufnahme von Kohlendioxid aus der Luft oder durch Wasserbindung. Bei den organischen unterscheidet man zwischen Naturstoffen, abgewandelten Naturstoffen und Kunststoffen.
Zu den Naturstoffen gehören pflanzliche und tierische Leime (z.B. Stärke und Gelatine), pflanzliche Öle (z.B. Leinöl) und Harze (z.B. Schellack). Die leime sind wasserlöslich und erhärten durch Verdunstung des Wassers. Die Öle erhärten chemisch durch Verharzung. Damit sie gut durchhärten, enthalten ölgebundene Anstriche fast immer Trockenstoffe.
Abgewandelte Naturprodukte sind z.B. Zelluloseleime, Leinölfirnis, Kolophonium-Glycerinester, Zellulosenitrat oder Chlorkautschuk. Es gibt sie wasserlöslich, als Dispersionen wasserverdünnbar oder in Lösemitteln gelöst.
Die meisten Farben enthalten Kunststoffe als Bindemittel. (Die Unterscheidung zwischen „Kunststoff“ und Kunstharz“ wurde früher ziemlich willkürlich gemacht, heute ist die Bezeichnung „Kunstharz“ unzulässig. Si kommt aber immer noch in Produktnamen vor). Farben mit einem Kunststoff-Bindemittel sind nie wirklich „wasserlöslich“. Es handelt sich immer entweder um Dispersionen in Wasser oder um Lösungen in einem Lösemittel.
Lösemittel für Farben
Als Lösemittel kommt entweder Wasser oder eben ein Lösemittel wie es der allgemeine Sprachgebrauch meint, in Frage. Letztere sind Erdölprodukte auf der einen Seite, Naturharzprodukte auf der anderen. Farben auf Lösemittelbasis kommen für normale Anwendungszwecke kaum noch vor. Die üblichen Wandfarben zum Beispiel sind heute allesamt wasserverdünnbar.
Für Verdünnungen von Lösemittel-Farben und die Reinigung von Arbeitswerkzeug müssen immer geeignete Lösemittel verwendet werden, Wasser eignet sich nicht.
Alle Lösemittel, auch die in Naturfarben, sind gesundheitsschädlich. Beim Arbeiten mit lösemittelhaltigen Farben sind eine Vielzahl von Sicherheitsvorkehrungen zu beachten: Keine offene Flamme, keine elektrischen Schalter bedienen, nur an gut durchlüfteten Plätzen arbeiten oder Schutzmaske verwenden, Schutzhandschuhe tragen, geeignete Löschmittel bereithalten.
Beispiele für Pigmente
Anorganische natürliche Pigmente: Kreide, Ocker, Umbra, Grünerde, Terra die Siena gebrannt, Graphit.
Synthetische anorganische Pigmente: Titanweiß, Bleiweiß, Zinkweiß, Antimonweiß, Ruß, Eisenoxidschwarz, Bleichromat, Mennige, Zinkgelb, Zinkgrün, Cadmiumrot, Cobaltblau, Berliner Blau, Ultramarin, Manganviolett, Cadmiumgelb, Schweinfurter Grün, u.a.
Natürliche Organische Pigmente: Sepia, Gummigutt, Knochenkohle, Kasseler Braun, Indigo, Chlorophyll u.a. Pflanzenpigmente
Synthetische organische Pigmente: Azo-, Dioxazin-, Chinacridon-, Phthalocyanin-, Isoindolinon-, Perylen- u. Perinon-, Metallkomplex-, Alkaliblau-Pigmente.
Auswahl der richtigen Farbe
Farben, Lacke und andere Anstriche können Oberflächen und Gegenständen neben den gewünschten optischen die verschiedensten Eigenschaften verleihen. Beispiele: glatt, strukturiert, durchscheinend, glänzend, matt, leuchtend, wasserfest, wetterfest, abwischbar, lichtecht, UV-beständig, hart, elastisch, schimmelsicher usw.
Bei der Planung eines Anstriches sollte prinzipiell darauf geachtet werden, dass die gewünschten Eigenschaften erfüllt, aber nicht übererfüllt werden. Jede zusätzliche Eigenschaft wird in der Regel durch zusätzliche Inhaltsstoffe erzielt, und das kann auf die Dauer Gesundheit und Wohlbefinden negative Auswirkungen haben.
So wäre es zum Beispiel überflüssig, ein Kinderzimmer mit Anti-Schimmel-Farbe zu streichen, oder eine Küche mit einer wetterfesten Fassadenfarbe.
Die Anforderungen an Anstrichmittel in Wohnungen sind durchweg niedrig bis mittel, nie hoch. Eine Ausnahme bildet vielleicht ein Kinderzimmer, in dem auf den ersten Blick beim Toben und Spielen ein hoher Materialverschleiß vorherrscht. Aber gerade hier sollte mit Rücksicht auf die verminderte Abwehrkraft und die lange Aufenthaltszeit der Kinder stets ein einfaches, möglichst natürliches Produkt ausgewählt werden, auch wenn bezüglich der Dauerhaftigkeit geeignetere Produkte zur Wahl stehen mögen.