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Belastung von Wollteppichen

Belastung von Wollteppichböden Nach Untersuchungen der Zeitschrift „Öko-Test“ enthalten Wollteppichböden zum Teil hohe Konzentrationen an Schadstoffen, welche aus den verwendeten Ausgangsstoffen und aus der chemischen Ausrüstung der Böden stammen.

In der Juniausgabe 1996 der Zeitschrift „Öko-Test“ wurden verschiedene Wollteppichböden auf enthaltene Schadstoffe untersucht, mit dem Ergebnis, dass von den elf getesteten Teppichböden nur zwei als „empfehlenswert“ eingestuft wurden.

Nach Aussage von „ Öko-Test“ werden viele Wollteppichböden mit Pyrethroiden, zu denen auch das Permethrin gehört, ausgerüstet. Der synthetische Wirkstoff Permethrin, der den Schutz des Bodenbelags vor Motten- und Käferlarven gewährleisten soll, steht im Verdacht, Vergiftungen beim Menschen auszulösen.

Wie Dr. Peter Binz, Facharzt Neurologie und Psychiatrie und Mitglied der Gesellschaft für Umweltmedizin ausführte, können „... Pyrethroide schwere Schäden, vor allem am Gehirn auslösen, es leide zum Beispiel die Konzentration, das Neugedächtnis und die Urteilsfähigkeit...“.

Zwar behaupten Vertreter der Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichböden (GuT), dass das Permethrin „... fest in der Faser gebunden sei, nicht ausgase und weder von Speichel noch Schweiß herausgelöst werden könne...“, jedoch existiert laut „Öko-Test“ noch eine weitere Möglichkeit zur Aufnahme von Permethrin den menschlichen Körper: Durch Lösung winziger, behandelter Wollpartikel aus dem Teppichboden, die sich dann im Hausstaub absetzen können und mit diesem eingeatmet werden.

Die Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichböden führt als Begründung für die Behandlung der Wollteppichböden mit Permethrin die Gefahr des Befalls mit Motten und Käfern an, und weisen darauf hin, dass eine vorbeugende Behandlung des Bodens besser sei als ein nachträgliches Bekämpfen der Schädlinge mit chemischen Mitteln.

Somit weisen auch alle drei Teppichsiegel, das Wollsiegel, das Teppichsiegel der Europäischen Teppichgemeinschaft (ETG) und das Siegel der Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichböden (GuT) auf eine Behandlung der Wollteppichböden gegen Motten- und Käferlarven hin.

Ohne Ausrüstung der Böden gegen diese Schädlinge – wie es von einigen Herstellern bereits erfolgreich praktiziert wird – kann das Risiko eines Befalls nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden, hier sollte mit natürlichen Abwehrmitteln, wie beispielsweise ätherische Lavendelöle oder Holzleisten aus Zedernholz die Gefährdung vermindert werden.

Neben dem erläuterten Einsatz von Permethrin sind auch andere bedenkliche Stoffe nachweisbar:

Flammschutzmittel und Weichmacher wie z.B. Tris-Chloro-Isopropylphosphat (TCPP) oder Tris-Chloro-Ethylphosphat (TCEP), weiterhin Lösungsmittel wie Toluol mit leber-, frucht- und nervenschädigender Wirkung für den menschlichen Organismus, sowie Schwermetalle, die aus eingesetzten Metall-Komplex-Farbstoffen herrühren können, wurden in weitaus höheren Konzentrationen festgestellt, als sie nach dem Öko-Tex-Standard 100 für textile Fußbodenbeläge zulässig wären.

Es sollte jedoch nicht nur die Ausrüstung des Teppichs, sondern auch der Aufbau des Teppichs selbst näher betrachtet werden. Viele Wollteppichböden besitzen einen hohen Anteil an Kunststoffen, verwendet im Trägermaterial und im Schaumrücken, leicht erkennbar für den Endverbraucher an den Kürzel „SR“ für Schaumrücken, „PU“ für Rücken aus Polyurethan. „TR“ sagt aus, dass noch eine weitere Textilschicht unter dem Schaumrücken steckt (Kunstfasern oder Jutegewebe).

Polyurethan setzt im Brandfall hochgiftige Blausäureverbindungen frei und benötigt auch zur Herstellung eine Vielzahl hochtoxischer Stoffe, wie Isocyanate, die ihrerseits aus dem Giftgas Phosgen erzeugt werden.

PVC findet sich oft in Zwischenlagen der Teppichboden und birgt wie alle chlorierten Kunststoffe neben den schon erwähnten Gefahren im Brandfall eine erhebliche Entsorgungsproblematik in sich.

Aufgrund der baubiologischen Vorzüge von Wollteppichböden, wie sie z. B. positive Beeinflussung des Raumklimas durch Fähigkeit von Wolle Raumfeuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben, sind Wollteppichböden den reinen Kunststoffböden vorzuziehen.

Wollteppiche weisen zudem geringere elektrostatische Aufladungsneigungen als Kunstfaserteppichböden auf, eine Recyclingmöglichkeit ist bei Einsatz von Naturmaterialien (Jute, unbehandelte Wolle, natürliche Farbstoffe) problemlos realisierbar, manche Wollteppichbodenhersteller bieten schon heute Beläge an, welche nach Ablauf ihrer Nutzungsperiode kompostiert werden können.
 

 

Datum:1. 1. 2000
Autor:Michael Schüssel

 

 




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