| | Übertriebene Sauberkeit ist ungesund Zu viel Hygiene kann Allergien auslösen, erklärt Prof. Theo Zimmermann von der Kinderklinik an der Universität Erlangen-Nürnberg in einem dpa-Interview. Infektionen und eine "gesunde" Portion Schmutz trainiere das Immunsystem, meint der Kinderarzt. Zu starkes Abschirmen vor Krankheitserregern könne hingegen Allergien fördern. Der Vergleich von westdeutschen und schwedischen Kindern mit ostdeutschen und polnischen ergab: Trotz der geringeren hygienischen Standards leidet der Nachwuchs aus dem Osten weniger unter Asthma und Heuschnupfen als die Kinder aus den alten Bundesländern und Schweden. "In den Ländern mit hohem Lebensstandard überwiegen Einzelkindhaushalte, in denen das Kind sehr behütet und mit wenig Kontakt zu Schmutz oder Tierallergenen aufwächst", erläutert Zimmermann. In Ostdeutschland oder Polen lebten die meisten Familien in schlechteren Wohnbedingungen. Außerdem hätten die vielen berufstätigen Mütter ihre Sprösslinge in Kinderkrippen gebracht, wo sie Infektionen viel häufiger ausgesetzt gewesen seien. Auch das Risiko von Tierallergien könne nach Ansicht des Kinderarztes gesenkt werden. Neueste Untersuchungen zeigen, dass Kinder, die Kontakt zu Katzen haben, seltener an Tierallergien leiden. Auch Kinder, die auf dem Bauernhof aufwachsen, sind weniger allergiegefährdet als Stadtkinder. Infekte bei Kindern werden zu radikal bekämpft. "Sechs bis acht banale Infektionen im Jahr sind lästig, aber durchaus normal für ein Kind im Vorschulalter", beruhigt Zimmermann. "Diese Kinder werden nicht selten wegen einer vermuteten Abwehrschwäche zum Arzt gebracht. Möglicherweise werden diese Kinder auch häufiger als erforderlich mit Antibiotika behandelt, damit der Infekt möglichst schnell verschwindet." "Ein ausgewogenes Maß an Umweltkontakten ist für die optimale Entwicklung der kindlichen Immunsituation wichtig", betont der Mediziner. Übertriebene Hygienemaßnahmen könnten zusammen mit einem "zu behüteten" Aufwachsen des Kindes diese Entwicklung beeinflussen. |