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Umsichtiger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann Gewässer deutlich entlasten

Die Gewässerbelastung durch Pflanzschutzmittel lässt sich erheblich verringern, wenn die Mittel - vor allem in der Landwirtschaft - umsichtig und richtig angewendet werden. Das ist notwendig, denn pro Jahr gelangen schätzungsweise rund 30 Tonnen Pflanzenschutzmittel in die Seen und Flüsse in Deutschland. Das ist nur rund ein Tausendstel der gesamten Anwendungsmenge. Doch bereits kleine Mengen von Pflanzenschutzmitteln können die Ökosysteme in den Gewässern schädigen, wie erste Ergebnisse einer Studie der TU Braunschweig im Auftrag des Umweltbundesamtes zeigen. Die Studie wird im Oktober veröffentlicht. Modellprojekte haben gezeigt: Die Aufklärung der Landwirte über eine sachgerechte Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und Kooperationen von Landwirtschaft und Gewässerwirtschaft haben Erfolg.

"Wenn Pflanzenschutzmittel erst gar nicht in die Gewässer gelangen, können Sie auch keinen Schaden anrichten. Bislang wird sehr viel über die möglichen Wirkungen einzelner Mittel auf die Umwelt diskutiert. Das ist wichtig, aber: Häufig werden die Mittel - trotz aller Hinweise - auch falsch angewendet oder werden Anwendungsbestimmungen missachtet. Das ist ein Grundübel, das wir in den Griff bekommen müssen.", sagte der Präsident des Umweltbundesamtes, Prof. Dr. Andreas Troge mit Blick auf die seit Jahren intensiv geführte Diskussion über Pflanzenschutzmittel.

Zur Beurteilung des Gewässerzustandes hat die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) für 38 Pflanzenschutzmittel Zielvorgaben zum Schutz der Trinkwasserversorgung und aquatischer Lebensgemeinschaften abgeleitet. Im Messzeitraum von 1996 bis 1998 wurden die Zielvorgaben für fünf Stoffe an mehr als 25 % der Messstellen überschritten. Bei 27 Stoffen gab es vereinzelt Überschreitungen. Nur bei sechs Stoffen wurden die Zielvorgaben eingehalten.

Die Hälfte aller Pflanzenschutzmittel-Einträge - jährlich etwa 15 Tonnen - stammt aus Dränagen, Abschwemmungen und Abtrift, wobei es deutliche regionale Unterschiede gibt.

Eine weitere wichtige Quelle sind Hofabläufe auf den rund 430.000 landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland. Die Landwirte handeln in vielen Fällen ordnungswidrig und riskieren hohe Bußgelder, wenn sie die Reste von Pflanzenschutzmitteln in Spritzengeräten und Verpackungen auf dem Hof entsorgen. Eine sachgerechte und bestimmungsgemäße Ausbringung dieser Pflanzenschutzmittel-Reste auf dem Feld, wo sie im Boden besser abbaubar sind, würde auch den Eintrag der umweltbelastenden Pflanzenschutzmitteln in die Gewässer erheblich verringern.

Zwei Modellprojekte in Hessen haben gezeigt, dass die Pflanzenschutzmittelbelastung von Gewässern durch Hofabwässer innerhalb eines Jahres um 80 bis 90 Prozent gesenkt werden kann, wenn die Landwirte durch gezielte Information ihr Verhalten ändern sowie die Spritzen durch technische Zusatzeinrichtungen nachrüsten. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 2000 DM. Bei neueren Geräten sind sie Standard. Die nicht sachgerechte Reinigung der Spritzgeräte und Pflanzenschutzmittel-Verpackungen auf den Höfen war in beiden Modellregionen die Hauptursache für die Belastung der Oberflächengewässer mit Pflanzenschutzmitteln. Messungen ergaben, dass in der Saison pro Betrieb durchschnittlich 30 Gramm Pflanzenschutzmittel über die Kanalisation, die Kläranlage, zum Teil aber auch direkt in die Gewässer gelangten. Das entspricht etwa der Menge von zwei Schnapsgläsern und reicht aus, um eine Wassermenge als Trinkwasser unbrauchbar zu machen, die dem Tagesbedarf von zwei Millionen Menschen entspricht.

 
Datum:11. 9. 2000
Quelle:Umweltbundesamt




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