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Urlaub - Wie überstehen ihn meine Zimmerpflanzen?

Immer wieder steht der Zimmerpflanzenliebhaber vor dem Problem, wie er seine Pflanzen über den Urlaub oder ein verlängertes Wochenende "rettet". Gerade im Sommer zur Urlaubszeit müssen manche Pflanzen beinahe täglich gegossen werden, und wer möchte das schon seinem Nachbarn oder seiner Nachbarin zumuten. Die hier beschriebenen Systeme sind zum Teil im Handel erhältlich und zum Teil selbst zu erstellen. Da der Wasserverbrauch der Pflanzen von vielen Faktoren, wie Pflanzenart und -größe, Jahreszeit, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Licht abhängig ist, empfiehlt es sich, die gewählte Bewässerung rechtzeitig vor dem Urlaub zu installieren und zu testen, auch um den Zeitraum, den die Bewässerung im speziellen Fall überbrücken kann, festzustellen. Im Sommer empfiehlt sich dennoch eine ungefähr wöchentliche Überprüfung der Urlaubsbewässerung durch Freunde, Nachbarn oder Verwandte, um eventuell die Vorratsbehälter aufzufüllen und das Funktionieren der Bewässerung zu kontrollieren.

 

1. Bewässerungssysteme, die im Handel erhältlich sind

Hydrokultur und andere Langzeitsysteme

Wer seine Pflanzen allgemein weniger oft gießen will, kann sie auf Hydrokultur umstellen. Bei der Hydrokultur werden die Pflanzen nicht in Erde, sondern in einem Hydrokultur-Tongranulat (Blähton) kultiviert. Das Granulat gibt den Pflanzen Halt und Standfestigkeit. Es ist porös und kann Wasser und darin gelöste Nährstoffe aus dem Vorratsbereich im unteren Topfteil zu den Pflanzenwurzeln leiten. Zusammengehalten werden die Blähtonkügelchen durch den Hydrokulturpflanztopf, der im unteren Bereich Schlitze hat, durch die Wasser und darin gelöste Nährstoffe hereinströmen können. Seitlich am Pflanztopf wird ein Wasserstandsanzeiger angebracht und das ganze in einen wasserdichten Übertopf gestellt. Der Wasserstandsanzeiger hat eine Minimum-, eine Optimum- und eine Maximummarkierung. Beim Erreichen der Minimummarke wird Wasser aufgefüllt, bis der Zeiger auf die mittlere Markierung zeigt. Für die Urlaubsbewässerung wird bis zur Maximummarkierung aufgefüllt. Gedüngt wird mit speziellen Hydrokulturdüngern. Der Vorteil der Hydrokultur liegt darin, dass den Pflanzen ein größerer Wasservorrat zur Verfügung steht. Je nach den Faktoren Pflanzenart, -größe, Temperatur usw. können 1 bis 3 Wochen Urlaub überbrückt werden. Markennamen für Hydrokulturpflanzen und -ausstattung sind beispielsweise Leni-Hydrokultur und Hygreno-Hydrokultur.

Eine Kombination von Erd- und Hydrokultur sind das Seramis- und das Terraponic-System für Topfpflanzen in Erde. Bei beiden Systemen wird die Erde am "Kern" des Wurzelballens belassen, wenn in das spezielle, poröse Tongranulat (Terraponic-Tongranulat, Seramis-Pflanzboden) gepflanzt wird. Wie bei der Hydrokultur dient der untere Bereich des Topfes als Wasserspeicher. Wasser und gelöste Nährstoffe werden vom Tongranulat zu den Pflanzenwurzeln geleitet. Ein Wasserstandsanzeiger oder ein Gießanzeiger gibt an, wann die Wasserreserven verbraucht sind und gegossen werden muss (siehe auch unser Infoblatt "Hydrokultur und andere Langzeitsysteme bei Zimmerpflanzen").

Automatische Bewässerung aus einem Vorratsbehälter über Schläuche

Mit diesen Bewässerungssystemen können Topfpflanzen in Erde über eine gewisse Zeit (solange der Wasservorrat reicht) automatisch mit Wasser versorgt werden.
Mit dem System Beckmann Beta 8 können Pflanzen einzeln oder zu mehreren über einen Regler bewässert werden. Bei der Blumat-Pflanzenbewässerung erhält jedes Pflanzengefäß einen Regler, der Wasser entsprechend der Bodenfeuchtigkeit austreten läßt. Bei der Gardena-Urlaubsbewässerung für Topfpflanzen wird einmal täglich eine elektrische Pumpe aktiviert, die je nach verwendetem Tropfverteiler eine bestimmte Wassermenge vom Vorratsbehälter zu den Pflanzen pumpt.

Dochtbewässerung

Bei dieser Bewässerungsart befindet sich der Wasserspeicher unterhalb des Pflanzgefäßes. Meistens bilden Pflanzgefäß und Wasserspeicher eine optische Einheit (z.B. Fackert + Helfert - Dowatöpfe, Leifheit-Fleuron-Einzelpflanzenbewässerung, Gärtnerkasten, Kombikasten, Oase-Eldorado-Bewässerungssystem).

Für Wintergarten, Balkon, Terrasse und Garten gibt es weitere automatische Bewässerungssysteme im Handel (Beckmann Beta 12, Tropf-Blumat, Gardena-Micro-Drip, System "Weihenstephan" u. a.)

2. Urlaubsbewässerung für Zimmerpflanzen selbst gemacht

Das Einfüttern von Tontöpfen in feuchten Sand, Torf, Blumenerde u.ä.

Zimmerpflanzen, die in Tontöpfen stehen, können samt Topf in obige Materialien bis zum Topfrand eingesenkt werden. Dazu wird eine Wanne zunächst mit dem feuchten Material befüllt und die Töpfe dahinein "gepflanzt". Durch die Wand des Tontopfes findet ein Feuchtigkeitsaustausch mit dem Umgebungsmaterial statt. Wichtig ist, dass die Töpfe nicht direkt im Wasser stehen, sonst sterben die Wurzeln ab. Diese Art der Urlaubsbewässerung überbrückt nur eine kurze Urlaubszeit und ist mit viel Arbeit und Schmutz verbunden.

'Großmutters Dochtbewässerung mit Wollfäden'

Wollfäden werden mit einem Ende in die Topferde und mit dem anderen Ende in einen Wasservorratsbehälter gesteckt. Die Wollfäden leiten das Wasser vom Vorratsbehälter zum Topf. Bei großen Töpfen müssen mehrere Fäden verteilt werden. Die Wollfäden werden jeweils vorher angefeuchtet. Die Wassermenge, die hinübergesaugt wird, ist abhängig von der Länge, Dicke und dem Material des Fadens (Schurwolle muss gewaschen sein) und auf welcher Höhe sich der Wasserspiegel im Vorratsbehälter im Verhältnis zum Pflanzengefäß befindet.

Andere Arten der Dochtbewässerung

(Selbstgemachte Dochtbewässerung mit Wanne, Blumenkasten oder einem anderen Vorratsbehälter)

Die Dochte können gekauft oder aus Fasern, Fäden oder Geweben selbst hergestellt werden. Umgedrehte, leere Blumentöpfe o.ä. dienen als Auflage für ein Gitter, auf welches die Pflanzengefäße über dem Wasservorratsbehälter aufgestellt werden. Die Dochte hängen unten aus den Pflanztöpfen ins Wasser. Statt der Blumentöpfe als Abstandshalter kann man auch Sand oder Blähton in den Vorratsbehälter füllen, die Töpfe mit den Dochten darauf stellen, wobei die Dochte nach unten ins Wasser hängen müssen. Die Dochte werden jeweils vor dem Einsatz befeuchtet .

Mattenbewässerung

Für die Mattenbewässerung eignen sich Plastiktöpfe mit gerade abschließendem Boden, um einen möglichst engen Kontakt mit der Bewässerungsmatte zu haben. Die Töpfe werden auf die Bewässerungsmatte gestellt, die beispielsweise auf einem Gitter mittels Abstandshalter über einem Wasservorratsbehälter fixiert ist. Die Matte befeuchtet sich von selbst, wenn man sie an den Seiten ins Wasser hängen läßt.
 

 

Datum:31. 8. 2000
Quelle:Versuchsanstalt Fachhochschule Weihenstephan

 

 




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