| | Allergiegefahr im OP Der in der Medizin weit verbreitete Naturstoff Latex kann heftige Überempfindlichkeitsreaktionen hervorrufen Rätsel gab den Chirurgen des Erlanger Universitäts-Klinikums der tragische Tod eines dreieinhalbjährigen Jungen (1993) während einer Operation auf. Schuld an seinem Tod war ein Herz-Kreislaufkollaps auf Grund einer Allergie gegen Latex.
Gerade in der Medizin sind viele Gebrauchsgegenstände aus Latex hergestellt: Einweg-Handschuhe zum Beispiel, Atemmasken für die Narkose oder Schläuche (Katheter), die in den Körper eingeführt werden.
Gefährdet sind vor allem Menschen, die oft mit Latex in Berührung kommen: Dazu zählt natürlich das Klinikpersonal, und in den letzten Jahren hat der Verbrauch von Latexartikeln noch zugenommen. Daneben zählen natürlich auch Menschen, die zu Allergien neigen und solche, die oft operiert werden, zur Risikogruppe. Der kleine Junge gehörte zu beiden Gruppen: Er litt unter Neurodermitis, und er war mit einer Fehlbildung an der Blase zur Welt gekommen, die ihn in seinem jungen Leben schon mehrmals auf den Operationstisch gezwungen hatte.
Spätestens seit diesem Unfall vor sieben Jahren ist man gerade am Erlanger Universitäts-Klinikum für das Thema "Latex-Allergie" sensibilisiert. Vor allem in der Klinik für Anästhesiologie (Prof. Jürgen Schüttler) beschäftigt man sich intensiv mit dem Problem.
Die Latexallergien an Krankenhäusern nehmen zu, und man bemüht sich intensiv um Ersatzmaterialien. Die gibt es auch, aber sie sind teuer. Synthetisches Latex kostet 4mal mehr als Naturlatex. Daher werden in der Erlanger Klinik Naturlatexfreie Artikel zumindest solchen Mitarbeitern angeboten, die auf Latex allergisch sind.
Damit sich so ein Unglück wie das mit dem kleinen Jungen möglichst nicht wiederholt, wird jeder Patient vor einer Operation am Erlanger Uni-Klinikum nach Allergien befragt. Wenn der Verdacht auf eine Latex-Allergie besteht, wird dieser Patient in einem Raum operiert, aus dem man bereits am Vorabend sämtliches Latex verbannt hat.
Außerdem wurden in der Erlanger Anästhesiologie verschiedene "Notfall-Sets" entwickelt. Zum einen gibt es komplette Sätze aus naturlatexfreien OP-Materialien. Sie können in Operationssälen bereitstehen und sofort dann eingesetzt werden, wenn ein Patient einen Allergie-Anfall hat.
Außerdem wurde ein Notfall-Set für Leute entwickelt, die wissen, dass sie eine Latex-Allergie haben. Sie können dieses kleine Köfferchen wie den Verbandskasten im Auto mit sich führen, damit sie bei einem Unfall latexfrei versorgt werden können. Datum: | 10. 10. 2000 | Quelle: | Erlanger Nachrichten | Autor: | Eckart Willer / enius |
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