| | Hausschwamm - der gefürchtete Bauschädling Beim "Echten Hausschwamm" (lateinisch: serpula lacrimans) handelt es sich um einen Pilz, der Holz durch Abbau der Zellulose zerstört (Braunfäule). Er bildet orangerote bis gelbbraune ovale Fruchtkörper aus, die flach auf dem Holz wachsen oder sich an Wänden konsolenförmig ausbreiten. Unübersehbar sind die Wasser- und Nährstoffleitungen des Schädlings, das Myzel: ein weiß-graues Fadengeflecht, das sich zu Strängen verdichten kann. Das Myzel macht den Pilz, der feuchtes Holz zum Leben braucht, so gefährlich. Es versetzt ihn in die Lage, auch auf entferntes, trockenes Holz überzugreifen. Dabei überwindet er auch Mauerwerk. In Altstadtgebieten sind oft ganze Straßenzüge vom gefürchteten Pilz befallen. Schon seit 2300 Jahren bekannt, ist der Hausschwamm immer noch weit verbreitet und einer der gefürchtetesten Holz- und Hauszerstörer. Er ist kein Schimmelpilz und keine Hefe, sondern mit den Speise- und Giftpilzen eng verwandt. Wegen seiner vielfältigen Erscheinungsformen wird der Hausschwamm oft von Bauunternehmern, Architekten und sogar Bausachverständigen nicht erkannt. Immer wieder wird nach Fehleinschätzung von Schadensbildern falsch saniert. Bei Untersuchungen wurde vor Jahren in Berlin festgestellt, dass nur 40 Prozent der in einem Altstadtgebiet untersuchten Häuser frei von holzzerstörenden Pilzen waren. Ein weiterer hoher Prozentsatz der Häuser war mit ähnlichen Pilzen befallen: brauner Kellerschwamm, weißer Porenschwamm, Blättling. Die Unterschiede an befallenem Holz sind nur mikroskopisch zu analysieren. Die Ausbreitung findet vor allem über Sporen statt, ein ausgewachsener Fruchtkörper im Keller kann sie millionenfach in der Raumluft verteilen. Fallen diese Sporen auf einen günstigen Nährboden, etwa Holz, so bedarf es zum Keimen und zur Verbreitung nur noch günstiger Feuchtigkeits- und Temperaturwerte. Beim echten Hausschwamm ist der Fruchtkörper zunächst charakteristisch rotbraun gefärbt, am Rand hat er weiße Ränder, die wie Watte aussehen können. Ältere Fruchtkörper werden dunkelbraun bis schwarz - oft hängen sie im Keller wie alte Lumpen von der Decke. Hausschwamm greift nicht nur Holz an. Sein ein bis fünf Millimeter starkes Fadengeflecht wächst zwischen Fugen von Brettern und Balken hindurch, durch feine Ritzen im Mörtel und zwischen Mauersteinen. Selbst schlechten Beton kann echter Hausschwamm durchdringen. Er kann sich somit von einem Raum in den anderen, von einem Stockwerk zum nächsten verbreiten. Wachstumsstillstand legt ihn nicht lahm, mit neuen Fruchtkörpern kann er selbst für seine günstigen Lebensbedingungen sorgen. Echter Hausschwamm ist der gefährlichste und zugleich am schwierigsten zu bekämpfende Zerstörer in Gebäuden, in denen Holz verbaut ist. Deswegen sahen die meisten Bauordnungen eine Meldepflicht und sofortige Beseitigung vor. In vielen Bundesländern ist die Meldepflicht allerdings weggefallen. Eine Meldepflicht besteht nur noch in Hamburg, Hessen, Saarland, Sachsen und Thüringen. Eine Bekämpfung sollte nur durch Fachfirmen erfolgen, da unsachgemäße Sanierung weitaus größere Schäden (durch neue Ausbreitung) zur Folge haben kann. Das infizierte Material muss vorsichtig entsorgt oder verbrannt werden. Nach den Richtlinien des Deutschen Holz- und Bautenschutzverbandes sind anschließend alle Oberflächen des Mauerwerks auszubrennen. Wichtigste Sanierungsmaßnahme ist und bleibt aber das Abstellen aller Feuchtigkeitsquellen. Fragen zu diesem Artikel an enius. Datum: | 25. 10. 2000 | Quelle: | Berliner Morgenpost |
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