| | Energieeinsparungen durch Fenstererneuerung Das Prüfinstitut für Bauelemente (PIB) hat im Auftrag der PVC-Industrie ("Arbeitsgemeinschaft PVC und Umwelt AgPU") eine Studie über die möglichen Einspareffekte durch den flächendeckenden Einbau neuer Fenster erstellt. Während die Motive - Ankurbeln des PVC-Umsatzes durch Vermarktung zukunftsweisender Fenster - klar sind, sind die Ergebnisse des unabhängigen Forschungsinstituts doch interessant. Nach Auskunft der Studie hatte das Standardfenster um 1980 einen k-Wert von 2,5 bis 3. Im Zuge der beiden Wärmeschutzverordnungen von 1985 und 1995 wurden verbesserte Fenstertypen entwickelt, die dazu führten, dass gute Fenster zum heutigen Zeitpunkt bei 1,2 W/m²K liegen, durchschnittliche finden sich bei etwa 1,6 W/m²K. Durch besondere Techniken (3fach- oder 4fach-Verglasung, Füllung der Zwischenräume mit Edelgasen statt Luft, Vermeidung von Wärmeübertragungen im Rahmen durch Trennung von Innen- und Außenkonstruktion) können Werte um 0,7 erreicht werden. Damit ist ein Fenster wärmetechnisch nur noch etwa doppelt so wärmedurchlässig wie eine gut gedämmte Wand, und um ein vielfaches besser als eine schlecht gedämmte Wand. Die meisten Fenster in deutschen Häusern sind über 20 Jahre alt. 60 % der Häuser im Osten wurden noch nicht saniert, im Westen sind es noch 24 %. Der durchschnittliche k-Wert von Fenstern im Gesamt-Altbaubestand der Bundesrepublik liegt laut der Studie bei 2,1 W/m²K. Nun lässt sich errechnen, dass durch eine Sanierung der alten Fenster im Wohnbereich (Ersetzen durch Fenster mit k-Wert 1,6 W/m²) bundesweit ein Großkraftwerk (1000 MW) eingespart werden könnte. Wenn man noch bessere Fenster ansetzt und auch öffentliche Gebäude in die Rechnung einbezieht, kommt man sogar auf 4000 MW. Schließlich hat das PIB die möglichen Einsparungen auf ganz Europa ausgedehnt, wo zum Teil noch höhere Einsparpotentiale als in Deutschland vorliegen: Das Endergebnis besagt, dass man Europaweit bis zu 47 Großkraftwerke "abschalten" könnte. Für einen Haushalt mit 3 Zimmern und 85 qm bedeutet die Fenstererneuerung eine durchschnittliche Heizkostenentlastung von 125 Mark im Jahr. Anzumerken bleibt: - Diese Rechnungen bleiben natürlich hypothetisch, denn der europäische Fensterbestand wird sich nur über Jahrzehnte bewerkstelligen lassen, und in dieser zeit wird die eingesparte Energie möglicherweise schon wieder für andere Zwecke benötigt.
- Ganz Europa mit PVC-Fenstern zu versorgen, wie es der AgPU vorschwebt, ist aus Umweltgesichtspunkten durchaus kritisch zu beurteilen, da PVC diverse Umwelt- und Entsorgungsprobleme mit sich bringt (siehe u.a. greenpeace). Zu erreichen sind gute Fenster auch mit anderen Materialien.
- Sehr wichtig: Vor der Erneuerung von Fenstern muss immer sichergestellt sein, dass alle Wände in der entsprechenden Wohnung bereits gut wärmegedämmt sind. "Gute Fenster" in "schlechten Mauern" führen zu massiven Feuchtigkeitsproblemen, da die Luftfeuchtigkeit an den kalten Wänden zu kondensieren droht. Schimmel ist dann vorprogrammiert. Die Einhaltung der Reihenfolge ist daher von grundlegender Bedeutung, was einem Fensterhersteller aus Eigennutz gern verschweigen.
Die Studie zeigte jedoch eindrucksvoll, welche Wärmemengen und damit bares Geld in Deutschland nicht nur "zum Fenster hinaus", sondern nach wie vor auch "durch das Fenster hindurch" geheizt werden. Nicht zuletzt sind die Einsparung vieler Tonnen CO2 ein großer Beitrag zum Klimaschutz . Datum: | 24. 11. 2000 | Quelle: | VDI Nachrichten / enius | Autor: | Eckart Willer / enius |
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