Spielzeug für den Sondermüll? Noch kurze Zeit bis Weihnachten - höchste Zeit, sich mit den Geschenken für die lieben Kleinen zu beschäftigen. Die meisten Eltern sehen sich ja ohnehin mit einem übervollen Wunschzettel konfrontiert. Und sie erinnern sich noch zu gut daran, was mit all den Dingen vom letztjährigen Wunschzettel in den letzten 12 Monaten passiert ist: Batterien leer, zerbrochen, "völlig out, ey", in der großen Kiste verschwunden und seit 11 Monaten nicht mehr gesehen ... Erschwerend kommt dazu, dass das Angebot in den Läden von Jahr zu Jahr elektronischer wird, die ökologische Auswahl wird eingeschränkt. Viele der aktuellen Angebote sind nicht nur überflüssig und läppisch, sondern zum Teil auch einfach ärgerlich. Dementsprechend schwierig ist es für Eltern: Da steht man vor überfüllten Regalen, hat ein unzähliges Angebot von Spielzeug-online-Shops, hat pädagogische Leitlinien im Kopf und ein Kind an der Hand, das unbedingt ein Plüsch-Pikachú oder die Todeskuss-überbringende Rossana haben will. Dennoch kann man einen Nervenzusammenbruch verhindern und ein sinnvolles Geschenk finden, wenn man sich nur an ein paar einfache Regeln hält. Das "spiel-gut''-Zeichen kann bei der Auswahl hilfreich sein. Es wird von einer Jury aus angesehenen und unabhängigen Fachleuten vergeben, die das Spielzeug auf Aspekte wie Spielwert, Haltbarkeit, Sicherheit und Umweltaspekte überprüft haben. Allerdings kann der kleine, wenig finanzkräftige Verein längst nicht alle Neuheiten unter die Lupe nehmen und zudem keine Schadstoffuntersuchungen finanzieren. Der Verein rät: Vor allem langlebig sollte das Spielzeug sein, damit es nicht allzu schnell auf den Müll wandert. Was sich reparieren, an Cousins weitervererben oder auf dem Flohmarkt verscherbeln lässt, sorgt nicht für unnötige Abfallberge - das umweltfreundlichste Spielzeug ist das, das gar nicht erst hergestellt werden muss. Doch die Wegwerfgesellschaft fängt schon bei den Kindern an: So haben die Kleinen die Tamagotschis geliebt, doch schon nach wenigen Monaten war diese Liebe beendet. Auch die etwa 150 Pokémon-Figuren wird vermutlich dieses Schicksal ereilen. Die Nachfolgemodelle (Digimons) warten schon. Daher gilt: Multitalente wie herkömmliche Puppen, Legosteine oder Playmobil sind auch heute noch ein Renner unter dem Weihnachtsbaum. Für hupende, nervtötend piepende Autos, Bagger oder Mondfahrzeuge sind eine Unmenge Batterien notwendig, die schon nach wenigen Stunden verbraucht sind und gesondert entsorgt werden müssen. Auch wieder aufladbare Akkus sind umstritten, da sie giftiges Cadmium und Blei enthalten können. Am sinnvollsten sind Akkus, die mit Sonnenenergie betrieben werden. Oder Autos aus Omas Zeiten, die mechanisch aufgezogen werden. Ob man Spielwaren aus Holz oder Kunststoff bevorzugt, ist zumindest teilweise eine reine Geschmacksfrage. Es gibt rationale Gründe, die für Holz als nachwachsenden Rohstoff sprechen. Holzspielzeug gilt daher als besonders umweltfreundlich. Doch der Schein trügt: Vor allem billiges Holzspielzeug ist längst nicht frei von Schadstoffen. Preiswerte Puzzles aus Fernost etwa können große Mengen an Formaldehyd enthalten. Der krebsverdächtige Stoff stammt aus dem Klebstoff, mit dem das Sperrholz verleimt ist - dies kann man meist am stechenden Geruch erkennen. Letztlich kommen auch die Spiele aus Omas Zeiten noch gut an: Mit Mensch-Ärgere-Dich nicht kann man sich mehr Stunden vergnügen als mit so manchem Batteriefresser. Und zwar Generationen-übergreifend. Und auch Bücher kommen letztlich immer wieder gut an - wenn die Enttäuschung über das nicht geschenkte 143. Pokémon erst einmal verraucht ist. Informationen zu sinnvollem Spielzeug gibt es in dem Buch "Spielzeugland - ein Leitfaden für Eltern'' von den Verbraucherzentralen für 25 Mark.
Datum: | 28. 11. 2000 | Quelle: | Stuttgarter Zeitung online | Autor: | bearbeitet von Eckart Willer / enius |
|