Allergien und Schadstoffe im Blut: aktuelle Studie Im Rahmen des Projektes “Beobachtungsgesundheitsamt” hat das Gesundheitsamt beim Landratsamt Ortenaukreis (Baden-Württemberg) mit den alle zwei Jahre durchgeführten Untersuchungen von Kindern der vierten Schulklasse in Kehl und Willstätt begonnen. Seit 1992 werden in Baden-Württemberg in Kehl/Willstätt, Mannheim, Aulendorf/Bad Waldsee und seit 1995 auch in Stuttgart Kinder dieser Altersgruppe auf umweltbedingte Belastungen und Erkrankungen untersucht. Mit dem Projekt will das Land Baden-Württemberg eine umfassende umweltmedizinische Datensammlung anlegen, die unter anderem den Vergleich zwischen industriellen Ballungsgebieten und ländlichen Regionen ermöglichen soll. Die jeweils zuständigen Gesundheitsämter erhielten den Status eines Beobachtungsgesundheitsamtes. Die für das Winterhalbjahr 2000/01 jetzt begonnenen Untersuchungen stellen die 7. Querschnittsuntersuchung im Rahmen des Projekts dar. Die Untersuchungen erfolgen nach anfänglichem Jahresrhythmus jetzt alle zwei Jahre. Die Ergebnisse der umweltmedizinischen Untersuchungen werden vom Landesgesundheitsamt gesammelt, statistisch ausgewertet und veröffentlicht. Zum Umfang der Untersuchung gehört ein Fragebogen, mit dem Allergien und Atemwegserkrankungen ermittelt werden. Außerdem wird das Blut und Urin der Kinder auf verschiedene Schwermetalle wie Quecksilber, Blei und Cadmium und darüber hinaus auf Arsen und verschiedene Chlorkohlenwasserstoffe untersucht. Auch wird mit einem Blut-Test der Anteil der Abwehrstoffe gegen die häufigsten Allergieauslöser in der Luft bestimmt. Nach Abschluss der Untersuchungen teilt das Gesundheitsamt den Eltern der Kinder die individuellen Ergebnisse mit. Die Teilnahme an den Untersuchungen ist freiwillig. In den vergangenen Jahren haben die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes über 2500 Kinder im Kehler Raum untersucht. Auch diesmal werden es bis Ende Februar 2001 zwischen 400 und 500 Kinder sein. Das sind über 70 Prozent aller Schulkinder der vierten Klassen. Für Dr. Monika Schrimpf, zuständige Ärztin beim Gesundheitsamt, ist mit der Beteiligung zufrieden: “Je mehr Kinder teilnehmen, desto aussagekräftiger sind unsere Ergebnisse.” Die kürzlich vom Landesgesundheitsamt veröffentlichten Ergebnisse aus den Jahren bis 1999 zeigen keine Unterschiede im Hinblick auf Schadstoffbelastung und Atemwegserkrankungen zwischen industriellen und ländlichen Regionen in Baden-Württemberg. “Im Gegensatz zu anderen Bundesländern und im internationalen Vergleich ist bei uns in den 1990er Jahren keine Zunahme von Atemwegserkrankungen und Allergien zu beobachten”, so Dr. Erwin Lenz, Leiter des Gesundheitsamtes. Mit einer Häufigkeit von 20 Prozent stellten Allergien bei Schulkindern jedoch nach wie vor ein ernstzunehmendes Problem dar. Während bei Schwermetallen und Chlorkohlenwasserstoffen in den vergangenen Jahren ein deutlicher Rückgang der Konzentration in Blut und Urin der Kinder festzustellen sei, so Dr. Lenz, zeige die Belastung mit Dioxinen in der Untersuchungsrunde 1998/99 einen leichten Anstieg. Die Ursache sei vermutlich die Verfütterung von dioxinhaltigen Futtermitteln an Milchkühe. Auch wenn dem festgestellten Anstieg von Dioxin keine unmittelbare gesundheitliche Bedeutung zukomme, so sei er ein Hinweis darauf, dass die Erzeugung schadstoffarmer Lebensmittel weiterhin eine hohe Priorität haben müsse, betont der Leiter des Gesundheitsamtes. Bei der Auswertung der Ergebnisse auf Landesebene ist den Gesundheitsexperten auch aufgefallen, dass bei ausländischen Kindern deutlich weniger Allergien auftreten als bei deutschen Kindern. Die Ursachen für diese Unterschiede sind bisher nicht geklärt. Dazu seien weiterführende Untersuchungen notwendig, so das Landesgesundheitsamt in seinem Bericht. Die Ergebnisse der Untersuchungen aus dem Jahr 1998/99 können im Internet unter www.landesgesundheitsamt.de abgerufen werden.
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