| | Luftgrenzwert für Benzol wird gesenkt Der deutsche Luftgrenzwert für Benzol liegt derzeit bei 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Ursache für die Benzolbelastung der Luft ist der Autoverkehr, denn Benzin enthält Benzol als Antiklopfmittel im Prozentbereich. Dieser Richtwert gilt auch in anderen Europäischen Ländern; normalerweise ist die Einhaltung kein Problem. Dennoch kann es zu Überschreitungen kommen. So berichtete die italienische "Dolomiten-Zeitung" am 01.02.2001, dass in Bozen dieser Richtwert in den Jahren 1999 (11,8 µg/m3) und 2000 (11,4 µg/m3) überschritten wurde. Und zwar nicht einmalig oder mehrmals, sondern im Jahresmittel. Ursachen sind die extreme Verkehrbelastung im Alpenort sowie die klimatisch ungünstige Bedingungen - durch die Lage im Tal kann nicht immer genügend Frischluft zugeführt werden. Außerdem haben die Bozener nach Angaben von Gian Rolando Trevisani (Landeslabor für Luftanalysen) selbst Schuld: Die Angewohnheit, auch kürzeste Strecken mit dem Auto zurückzulegen, führt zu besonderen Belastungen. Denn die aromatischen Kohlenwasserstoffe werden bei kaltem Motor besonders schlecht verbrannt und kommen unverändert aus dem Auspuff wieder heraus. Als Lösung des Problems schlägt der Herr Trevisani vor, die Motorkonzeption so zu ändern, dass Antiklopfmittel nicht mehr nötig sind oder dafür zu sorgen, dass sich Motoren schon bei sehr kurzer Laufzeit auf 380 °C aufheizen. Als Kommentar sei enius hier erlaubt einzuwerfen, dass sich auch andere Lösungen anbieten. An erster Stelle sollten verkehrspolitische Überlegungen stehen, den überflüssigen Kurzstreckenverkehr einzudämmen! Weniger Autos haben für eine Innenstadt nur Vorteile. Die Umstellung für den Einzelnen mag jedoch ähnlich schwierig sein die Entwöhnung von einer Sucht. Motoren durch besondere Bauweise sich schneller aufwärmen zu lassen mag mittelfristig eine sinnvolle Maßnahme sein, um unvollständige Verbrennungen zu unterbinden. Das darf aber natürlich nicht zu Lasten des Spritverbrauches gehen! Um verkehrspolitische Maßnahmen werden Bozen und viele andere Städte ohnehin nicht herumkommen. Der Europarat hat beschlossen, den zulässigen Grenzwert von 10 auf 5 µg/m3 zu senken. Damit sind weitere Maßnahmen notwendig, und es wird in vielen Städten nicht ausreichen, auf andere Motoren zu warten. Allerdings wurden Übergangsfristen vereinbart: der Wert soll in den EU-Staaten bis 2005 eingeführt werden, einige Südländer haben sogar Zeit bis 2010. Schon 1999 äußerte sich der Verkehrsexperte Dieter Teufel vom Umwelt- und Prognose-Institut in Heidelberg zu dieser Regelung: "Es ist an sich ein Unding, dass dieser Grenzwert erst in 10 Jahren gelten soll. Er ist von der Höhe her zwar besser wie der deutsche geltende Grenzwert, er ist aber aus medizinischen Gründen immer noch viel zu hoch. [...] Der Gesetzgeber müsste einen sinnvollen niedrigen Benzolgrenzwert in der Größenordnung von ein bis zwei Mikrogramm Benzol pro Kubikmeter Luft festlegen, ab sofort, und dann würden die Mineralölwirtschaften innerhalb von ein, zwei Jahren ihre Raffinerien umstellen, das Benzin würde dadurch einen halben Pfennig pro Liter teurer werden, dann könnte man diese Grenzwerte einhalten." (Interview im Inforadio Bayern 5 am 18.12.1999).
Dass wir schon seit Jahren Benzol in großen Mengen in unsere Luft blasen, ist ohnehin ein kritischer Zustand. Benzol wird gut über Haut und Lunge aufgenommen, ist krebserzeugend und in kaum einer anderen Anwendung noch erlaubt.
Datum: | 1. 2. 2001 | Quelle: | enius / "Dolomiten" / BR5 Radio | Autor: | Eckart Willer |
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