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Plötzlicher Kindstod: Neue Forschungen

Der "Plötzliche Kindstod" (engl. SIDS - Sudden Infant Death Syndrome) ist eine bisher ungeklärte Erscheinung, bei der klinisch gesunde Kinder im Schlaf innerhalb von Minuten versterben. In Deutschland starben im Jahr 2000 etwa 600 Kinder diesen Tod, in den vorherigen Jahren waren es sogar noch einige mehr gewesen. Es gibt für diese "Krankheit" etwa 100 Erklärungsmodelle, aber noch jedes ist bisher den letzten Beweis der Gültigkeit schuldig geblieben. Sicher erschien eine Zeit lang, dass das Syndrom vor allem bei auf dem Bauch schlafenden Kindern auftritt. Andere diskutierte Auslöser waren Infekte, Überwärmung, Rauchen in der Schwangerschaft.

Jetzt glauben Göttinger Forscher, einen Zusammenhang zwischen der Mülltrennung in der Wohnung und den toten Kindern gefunden zu haben.

Demnach waren bei 114 verstorbenen Kindern seit 1994 in Darm, Blut oder Leber fast jeden dritten Körpers das Botulinus-Gift nachgewiesen. Noch vor 20 Jahren wurden bei einer ähnlichen Untersuchungsreihe nur in einem Prozent der Fälle Hinweise auf Botulismus (= Durch Botulinus-Toxin hervorgerufene Erkrankung) gefunden. Die Göttinger Forscher gehen daher davon aus, auf einer heißen Fährte zu sein. Darüber hinaus ähneln die Botulismus-Symptome denen des plötzlichen Kindstods: Erstickungstod durch Muskellähmungen.

Wenn sich die Ergebnisse wiederholen und  noch auf anderen Wegen erhärten ließen, wäre das eine Sensation, denn gegen das Syndrom könnte dann einfach medizinisch und hygienisch vorgebeugt werden. Nährboden für die giftproduzierenden Bakterien sind z.B. Biomüll und Blumenerde. Böhnel, der Forschungsleiter der aktuellen Studie, plädiert daher für eine Standard-Untersuchung von Blumenerde und Kompost auf Botulismus-Erreger.

Konkurrierende Forscher warnen allerdings vor einer verfrühten Euphorie. Die Botulinus-These sei bereits untersucht worden, bisher ohne Beweis. Wahrscheinlicher sei eine Kombination verschiedener Ursachen.

Auf jeden Fall wird der aktuelle Verdacht weiter untersucht werden. Und ein Schnelltest für Blumenerde wird in Göttingen bereits entworfen.

Unabhängig vom Plötzlichen Kindstod und vom Ausgang der Studie gilt jedoch:

  • Leeren Sie Ihren Biomüll regelmäßig, idealerweise sogar täglich! Optimal ist es, wenn Sie den Biomüll bis zur Leerung auf einem Balkon lagern können, denn in der Wohnung hat er eigentlich nichts zu suchen!
  • Auch der gelbe Sack und der Restmüll darf nicht lange in der Wohnung zwischengelagert werden.
  • Und schließlich sollte die Blumenerde regelmäßig gewechselt werden, spätestens bei Anzeichen von Schimmel.


 

 

Datum:5. 2. 2001
Quelle:Der Spiegel
Autor:bearbeitet von Eckart Willer

 




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