Ein Gläschen in Ehren Moderate Alkoholmengen senken das Herzinfarktrisiko, wobei ein Unterschied in den Wirkungen von Wein, Bier und Spirituosen nicht erkennbar ist. Das ergibt eine Analyse von 25 verschiedenen Studien. Ernährungsexperten sehen den Alkoholkonsum jedoch zwiespältig: geringe Mengen von weniger als 29 Gramm erweisen sich schützender vor Herzinfarkt als Abstinenz oder hohe Akoholmengen. Das Risiko steigt jedoch schon bei Alkoholmengen ab 39 Gramm an. Bereits bei geringem Alkoholkonsum bis 28 Gramm pro Tag steigt jedoch das Erkrankungsrisiko für eine Reihe anderer Krankheiten: Mund- oder Rachenkrebs, Speiseröhrenkrebs, Leberkrebs, Kehlkopfkrebs und Leberzirrhose. Ein Vorteil bei Berücksichtigung aller Krankheitsrisiken ergibt sich für Frauen jenseits der Menopause, wenn sie weitere Herzinfarktrisiken wie hohen Cholesterinspiegel oder Rauchen aufweisen. Beide Geschlechter profitieren von regelmäßigem Alkoholkonsum höchstens von der Lebensmitte an. Unklarheit über die Netto-Vorteile moderater Alkoholmengen herrscht auch deswegen, weil in vielen Studien weitere gesundheitsfördernde Lebensstilfaktoren unberücksichtigt bleiben (Bewegung, Nichtrauchen). In Ländern mit geringer Herzinfarktrate werden neben Rotwein reichlich Obst und Gemüse und pflanzliche Fette konsumiert. In geringen Mengen getrunken, entfaltet Alkohol weitere die körperliche und seelische Verfassung fördernde Effekte: Die angstlösende, beruhigende Wirkung des Alkohols ermuntert Menschen, sich wiederholt mittels Alkohol zu entspannen. Leicht erwächst daraus eine psychische Abhängigkeit. Allein auf Grund seines hohen Kaloriengehalts fördert Alkohol Übergewicht. Auch für jüngere Menschen ist Alkohol ein potentes Gift: Bereits zwei Gläser Wein à 0,2 Liter oder 1 Liter Bier führen zu Fehleinschätzungen im Straßenverkehr. Die Zahl der Verkehrstoten durch Alkohol lag 1998 bei 2.543. Schätzungen zufolge kommen in der Bundesrepublik jährlich zehntausend bis fünfzehntausend Kinder mit alkoholbedingten Schäden zur Welt, weitere 2.500 weisen sichtbare Schäden auf. Bereits zwei Drinks pro Tag in der Schwangerschaft führen zu einem niedrigeren Intelligenzquotienten des Kindes. Schwangere Frauen oder solche, die eine Schwangerschaft planen, sollten keinen Alkohol trinken. Im Laborversuch vermindern Rot- und Weißweine die Oxidation niedermolekularer Substanzen und der "bösen" Form des Cholesterins (LDL-Form) durch freie Sauerstoffradikale. Diese im Allgemeinen "gesunde" Wirkung von Rotweinen ist acht- bis achtzehnmal stärker als die von Weißweinen. Rotweine hemmen die LDL-Oxidation um 37 bis 65 Prozent, Weißweine um 27 bis 46 Prozent. Angesichts dieses vielfältigen Wirkungssprektrums, körperlich, seelisch und gesellschaftlich, fällt eine abschließende Bewertung moderaten Alkoholkonsums schwer: Wer abstinent lebt, sollte nicht aus gesundheitlichen Gründen beginnen, regelmäßig Alkohol zu trinken. Aber ältere Menschen mit einem hohen Risikoprofil für Herz-Kreislauferkrankungen können in der Summe von einem "Gläschen in Ehren" profitieren.
Datum: | 31. 1. 2001 | Quelle: | aid/Stephanie Wetzel | Autor: | bearbeitet von Wieland Welsch, Thomas Nowak |
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