Selten, aber gefährlich: Medikamenten-Allergien Allergien gegen Medikamente sind nicht etwa nur "ärgerlich", weil man sich als Betroffener im Bedarfsfall ein Ausweich-Medikament beschaffen muss, das vielleicht schlechter wirkt oder mehr Nebenwirkungen hat. Oft sind Medikament-Allergien lebensbedrohlich, weil man sie zwar hat, aber jahrelang nicht bemerkt. Wenn man dann das betreffende Medikament in hoher Dosis einnimmt bzw. anwendet, ohne in den letzten Jahren auch nur den geringsten Kontakt damit gehabt zu haben, fällt die Reaktion unter Umständen dramatisch aus. Professor Erwin Schöpf, Ärztlicher Direktor der Universitätshautklinik Freiburg, beschäftigt sich mit dem seltenen Syndrom. Nach seinen Recherchen enden die großflächigen Ablösungen der Oberhaut und Schleimhäute in bis zu 40 Prozent der Fälle tödlich. Solche Vorkommnisse sind selten - zum Glück. In Deutschland gibt es laut Schöpf etwa 160 Fälle im Jahr. Der "Nachteil" ist dabei allerdings, dass sehr seltene Erkrankungen schwer zu erforschen sind. Um eine auswertbare Anzahl an Fällen zusammen zu bekommen, muss man schon ein Netz mit sehr vielen Kliniken aufbauen. Das hat der Arzt getan. Er und sein Team arbeiten bundesweit mit 1700 Kliniken zusammen, um keinen Fall zu "versäumen". Ein Ergebnis seiner Forschungen ist unter anderem, dass Heuschnupfen-Allergiker öfter an Medikamenten-Allergien leiden. Die schwerste Form mit massiven Hautablösungen befällt aber auch ansonsten Gesunde. Wichtige Medikamente wegen dieser seltenen Nebenwirkung vom Markt zu nehmen ist nicht realistisch. Bei der Anwendung von bekannten Allergieauslösern - dazu zählt auch das Penicillin - sollte aber begleitend eine genaue Hautbeobachtung vorgenommen werden.
Datum: | 15. 2. 2001 | Quelle: | Die Welt | Autor: | bearbeitet von Eckart Willer |
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