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Ärzte wegen Piercing unschlüssig

Einerseits lehnen Ärzte das Piercing ab, da es vermeidbare Risiken mit sich bringt. Zum anderen machen sie sich Sorgen, dass das Piercen oft ohne Sachkenntnis vorgenommen wird - wenn es denn schon sein muss, dann kann's der Arzt sicher besser als das "Studio".

Heyo Eckel, Präsident der Ärztekammer Niedersachsen, forderte, dass sich Mediziner nicht am Trend beteiligen sollten. Dem entgegen steht ein Beschluss des hessischen Verwaltungsgerichtshofes, dass beim Piercen ärztliche Kenntnisse erforderlich seinen.

Kritische Mediziner zählend die möglichen und bekannten Komplikationen beim Piercen auf:

  • Von den zwei bis drei Millionen "gepiercten" Deutschen leide jeder Fünfte unter Allergien oder Entzündungen, berichtete der "Spiegel".
  • Zu möglichen Komplikationen zählen nach Eckels Ansicht neben akuten und chronischen Infektionen auch schwere Nervenschäden.
    Ein Durchtrennter Nerv in der Zunge kann zum Beispiel zu einem dauernden Geschmacksverlust führen.
  • Ein entzündeter Ohrknorpel könnte zum totalen Ohrverlust führen
  • Lippen können mit chronischen Schwellungszuständen reagieren
  • Das Durchbohren der Zunge kann zu Atemnot führen
  • Das Durchbohren von Klitoris und Penis kann zu irreparabel Schäden führen
  • Gepiercte Brustwarzen machen das Stillen unmöglich und können zu einer Verstopfung der Milchdrüsen mit anschließender Entzündung führen. In einem Fall musste einer Frau deswegen eine Brust abgenommen werden.

Untersuchungen haben ergeben, dass Piercing in 98 % der Fälle unter unhygienischen Bedingungen durchgeführt wird.

Piercing erfüllt keinen Zweck, daher werden von vielen Ärzten die Risiken als unakzeptabel angesehen. Bei plastischer Chirurgie kann man - zumindest in einem Teil der Fälle - davon reden, dass durch ein verändertes Äußeres ein normaleres Auftreten und damit Leben möglich wird. Piercing jedoch verträgt sich aufgrund der Risiken kaum mit dem Anspruch des Heilberufes der Ärzte.

Wenn es aber nicht anders geht, weil nun mal ein Markt da ist, werden sich die Ärzte wohl zumindest an der Ausarbeitung einer einheitlichen Arbeitsanweisung beteiligen.


 

 

Datum:21. 2. 2001
Quelle:Hannoversche Allgemeine Zeitung
Autor:bearbeitet von Eckart Willer

 




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