Schneeweiße Herrlichkeit – eiskalter Todeshauch Jedes Jahr aufs Neue erholen sich tausende junge und alte Wintersportler in den Alpen. Und jedes Jahr wieder reißen Lawinen einige von ihnen in den Tod. Extreme Wetterlagen sind nur ein Grund für Lawinenabgänge mit Todesopfern, mindestens ebenso fatal ist die Unerfahrenheit der Urlauber. Dabei sind es nicht immer die belächelten "Flachlandtiroler" aus dem hohen Norden, auch den Angereisten aus benachbarten Regionen mangelt es oft an lebenswichtigen Kenntnissen. Die wichtigste Vorsorge ist das Wissen über gefährliche Wetterlagen sowie die zur Verfügung stehenden Informationsdienste zur Lawinengefahr vor Ort. Geologisch junge Gebirge wie die Alpen oder der Himalaya haben viele besonders steile und hohe Bergflanken. Generell drohen in Hochgebirgen unserer Breiten oberhalb der Waldgrenze immer wieder Lawinenabgänge, vor allem von November bis März. Und zwar aus mehreren Gründen: - Häufige Tiefdruckgebiete und starke Höhenwinde → Große Schneemengen
- Steile Hänge → Häufige Selbstauslösung von Abgängen
- Lange Hänge oberhalb der Waldgrenze → Ausreichende "Rampen"-Länge für Lawinenabgänge
Hinzu kommt der Mensch als Lawinen auslösender Faktor. Er liebt den Tiefschnee, und er liebt die einsamen Hänge hoch oben im Gipfelbereich, abseits der bevölkerten Pisten. Traum und Albtraum des Skifahrers liegen hier aber nah beieinander. Besonders in den Windschattenseiten der Oberhänge sammelt sich viel aufgewirbelter und fallender Schnee an. Gewaltige "Wächten" entstehen. Der Schnee hat sich in ihnen nicht gleichmäßig abgesetzt sondern in Schichten ganz verschiedener Konsistenz, je nach gerade herrschender Witterung. Die gesamte Schneemasse ist deshalb sehr labil: eine kleine Störung kann eine Kettenreaktion auslösen. Tickenden Zeitbomben gleich ruhen sie dort - bis eine kleine Erschütterung sie zum fürchterlichen Leben erweckt. Und das müssen wahrlich keine Elefantentritte sein! Zuweilen reicht bereits ein Zuruf, ein lautes Husten, oder ein vorüberfliegender Helikopter aus, um mittels der Schallwellen die Katastrophe auszulösen. Bei starkem Schneefall kann auch die Neuschneemenge eine Lawine auslösen. Folgende meteorologische Bedingungen können in kurzer Zeit zu großer Lawinengefahr führen: - Ergiebige Schneefälle
- Stürmische Höhenwinde
- Tauwetter mit anhaltenden Regenfällen
Achten Sie deshalb vor Bergtouren immer auf die großräumige Wetterentwicklung. In den Nordalpen sind Westwetterlagen gefährlich, bei denen die Tiefdruckgebiete über das südliche Mitteleuropa hinweg ziehen. Sie bringen oft stürmische Winde und viel Niederschlag. Wenn dann noch starke Winde aus Nordwest wehen und sich die Wolken an den Alpen stauen, gibt es zuweilen tagelange Schneefälle. Die Katastrophe von Galtür vor zwei Jahren war das Ergebnis einer solchen Wetterlage. Die aktuellste Informationsquelle dazu ist das Internet und die beste Adresse www.slf.ch/laworg/map.html. Hier werden Sie nicht nur über die Wetterentwicklung der nächsten Tage informiert, sondern auch detailliert über Schneebeschaffenheit und Lawinengefahr. Sie sollten auch wissen, was die 5 Stufen der europäischen Lawinengefahrenskala bedeuten (siehe Tabelle). Generell gilt: Ab Stufe 3 sollten Sie die gesicherten Pisten nicht mehr verlassen. Und noch ein kleiner, aber wichtiger Tipp: Nehmen Sie möglichst ein Handy auf die Tour mit – das Gerät hat schon vielen das Leben gerettet! Gefahrenstufe | Bezeichnung | Zustand der Schneedecke (Hänge) | Auslösung durch den Menschen | Auslösung spontan | 1 | gering | überall gut verfestigt | extrem selten | nur Rutsche | 2 | mäßig | an einigen Steilhängen nur mäßig stabil | möglich durch eine Gruppe | nur Rutsche | 3 | erheblich | an vielen Steilhängen eher schwach verfestigt | möglich auch bei geringer Belastung | möglich sind mittlere Lawinen | 4 | groß | an den meisten Steilhängen schwach verfestigt | verbreitet auch bei geringer Belastung | verbreitet mittlere, örtlich große Lawinen | 5 | sehr groß | an den meisten Hängen labil geschichtete Schneedecke | verbreitet auch bei geringer Belastung | verbreitet große Lawinen |
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