Frühwarnsystem für giftige Algenblüten in Badegewässern Wissenschaftler des Max-Volmer-Instituts der TU-Berlin haben ein Frühwarnsystem entwickelt, das Gewässer auf eine potenzielle Gefahr durch Blaualgen (Cyanobakterien) untersucht. Bereits im Frühjahr kann festgestellt werden, ob Badende durch die giftigen Stoffwechselprodukte dieser Algen gefährdet sind. Für das System reicht bereits eine geringe Anzahl von Bakterien in einer Wasserprobe aus, um die spezifische Zusammensetzung der Stoffwechselprodukte zu bestimmen. Die Analyse konzentriert sich auf die Microcystine – eine Gruppe von natürlichen Giftstoffen, die vor allem die Leber schädigen. "Mit Hilfe zusätzlicher Daten des Gewässers kann bereits im Frühjahr abgeschätzt werden, ob die Gefahr einer massenhaften Vermehrung der Cyanobakterien besteht", so Projektleiter Hans von Döhren. Cyanobakterien – Hintergrund Cyanobakterien sind mikroskopisch kleine einzellige Blaugrünalgen. Sie vermehren sich hauptsächlich im Sommer in freien Gewässern. Ihr natürlicher Bestand wächst durch den Eintrag von Düngemitteln in vielen Seen und Teichen stark an. Bei extremer Vermehrung (Algenblüte) bilden sie Schlieren bzw. geschlossene Teppiche auf der Wasseroberfläche. Die typische Färbung und Trübung des Wassers kann von hellgrün über intensiv grün und blaugrün bis rötlich ausfallen. Cyanobakterien bilden bei ihrem Stoffwechsel Zell- und Nervengifte, so genannte Cyanotoxine, die sie in das Wasser abgeben. Eine besonders gefährliche Untergruppe dieser Cyanotoxine sind die Microcystine. Sie sind hochwirksame Lebergifte und gelten als tumorfördernd. Ein Kontakt führt bei Menschen zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und zu Fieber. Bei Tieren, die stark cyanobakterienhaltiges Wasser trinken, kann dies zum Tod führen. Außerdem geben Cyanobakterien allergieauslösende Proteine ab. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat durch Untersuchungen einen NOAEL-Wert von 40 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht (μg/kg) ermittelt und unter Berücksichtigung eines Sicherheitsfaktors von 1000 den TDI-Wert auf 0,04 μg/kg festgelegt. Von praktischer Bedeutung ist der daraus ermittelte Grenzwert für Microcystine in Trinkwasser von 1 μg pro Liter. Neuere Studien an reinen Microcystinen zeigen allerdings, dass schon geringere Konzentrationen Leberschäden und Veränderungen der Nieren hervorrufen können. Die Veränderungen sind aber reversibel – vier Wochen nach Absetzen des Microcystins waren keine Organveränderungen mehr nachweisbar. Bei Trinkwasser, das wie z. B. in Deutschland überwiegend aus Grundwasser gewonnen wird, besteht keine Gefahr. Cyanotoxine liegen hier in einer Konzentration vor, die vernachlässigt werden kann. Anders ist dies in Ländern wie Portugal, Polen und Skandinavien. Hier wird Oberflächenwasser zu Trinkwasser aufbereitet und erhöhte Cyanotoxin-Werte durch vermehrtes Algenwachstum sind eher möglich. Studien in China zeigten bereits einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Cyanotoxin belastetem Trinkwasser und einer erhöhten Rate von Lebererkrankungen. Datum: | 20. 3. 2001 | Quelle: | enius / pressetext.austria | Autor: | Wieland Welsch, Thomas Nowak |
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