| | Dioxin in der Umwelt - Hintergrundinformationen Belastung der Menschen und der Umwelt mit Dioxin in Deutschland seit Ende der 80er Jahre rückläufig Im Zusammenhang mit den Dioxinfunden in Hühnerfleisch und Eiern aus Belgien wird in vielen Medienberichten auch die Dioxinbelastung der Umwelt beleuchtet. Das Umweltbundesamt hat einige Zahlen und Informationen dazu zusammengestellt. Bei weiteren Fragen vermittelt Ihnen die Pressestelle des Umweltbundesamtes gerne Experten aus dem Haus. Sie erreichen uns unter: Tel: 030/8903-2208/-2215 oder -2226, Fax: -2798, e-mail: karsten.klenner_uba.de. Grundsätzliches: Dioxin ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene, ähnlich aufgebaute chemischlorhaltige Verbindungen. Insgesamt besteht die Gruppe der Dioxine aus 75 polychlorierten Dibenzodioxinen (PCDD) und 135 polychlorierten Dibenzofuranen (PCDF). Auch andere chemische Verbindungen - wie z.B. coplanare polychlorierte Biphenyle (coplanare PCB) - können dioxinähnliche Wirkungen zeigen. In die Umwelt gelangen Dioxine hauptsächlich durch Verbrennungsprozesse sowie diebei der Produktion und Verwendung chlororganischer Verbindungen. Für den Eintrag in die Luft waren früher Abfall-Verbrennungsanlagen die wichtigsten Quellen. Dank anspruchsvoller Grenzwerte und Technik konnte der Dioxinausstoß aus den Abfall-Verbrennungsanlagen drastisch gesenkt werden. Heute sind thermische Prozesse der Metallgewinnung und -verarbeitung in den Vordergrund getreten. Dioxine reichern sich in Lebewesen vor allem in Fett-, Leber- und Hautgewebe an und bauen sich nur langsam ab. Die Toxizität (Giftigkeit) von Dioxinen - und neuerdings coplanarer PCB - wird durch das sogenannte Toxizitätsäquivalent (TE) in Relation zur Toxizität des hochgiftigen 2,3,7,8 TCDD gesetzt. TE geben an, welcher Menge an 2,3,7,8 TCDD das in Frage stehende Gemisch aus PCDD/PCDF in seiner toxischen Wirkung entspricht. Aufnahme/Wirkungen: Vom Menschen werden 90-95 % der Dioxine über die Nahrung aufgenommen. Nahezu zwei Drittel dieser Aufnahme erfolgt über den Verzehr von Fleisch und Milchprodukten. Die Aufnahme über die Atemluft und über die Haut ist im Vergleich zur Nahrung für nicht beruflich exponierte Personen vernachlässigbar. Einige Dioxine sind extrem giftig und können bereits in kleinsten Mengen tödlich sein. Beim Menschen kann Dioxin - abhängig von der aufgenommenen Menge - Gewichtsverlust (wasting syndrome), Hautschädigungen (Chlorakne), Störungen des Immunsystems, der Nervenleitung, des Hormonhaushalts und der Enzymsysteme mit all ihren Folgen hervorrufen. 2,3,7,8 TCDD ist von der Weltgesundheitsorganisation WHO im Februar 1997 als humankanzerogen (krebserzeugend für den Menschen) eingestuft worden. Andere Dioxine stehen im Verdacht krebserzeugend zu sein. Ein erwachsener Mensch nimmt in Deutschland (Stand 1994/95) durchschnittlich zwischen 0,7 und 1,5 Pikogramm (pg, ein Pikogramm = ein Billionstel Gramm) TE pro Kilogramm Körpergewicht und Tag auf. Neueste Messungen legen nahe, dass derzeit die tägliche Belastung etwa 0,5 pg TE pro Kilogramm Körpergewicht und Tag beträgt. Den Wert der tolerierbaren täglichen Aufnahme (TDI-Wert) hat die WHO 1998 auf 1-4 pg TE pro Kilogramm Körpergewicht und Tag für Dioxine/Furane und dioxinähnliche PCB festgelegt. Er löste den alten TDI-Wert ab, der bei 10 Pikogramm lag (ohne PCB). Derzeit wird in Deutschland diskutiert, diesen Wert zu übernehmen. Das Umweltbundesamt hält dies für sinnvoll und notwendig. Für den Ausstoß von Dioxin aus Verbrennungsanlagen (Müllverbrennung, Sondermüllverbrennung) gilt in Deutschland seit 1990 ein Grenzwert von 0,1 Nanogramm (ng, ein Nanogramm = ein Milliardstel Gramm) pro Kubikmeter Rauchgas. Alte Anlagen mußten bis spätestens 1.12.1996 nachgerüstet werden. Dieser Grenzwert ist weltweit der strengste für derartige Anlagen. Umweltbelastung durch Dioxine: Die Umweltbelastung, aber auch die Belastung von Lebensmitteln und des Menschen durch Dioxine ist in Deutschland seit Ende der 80er Jahre deutlich zurückgegangen. Grund dafür war eine Fülle von technischen und rechtlichen Maßnahmen. So wurde beispielsweise der Dioxin-Ausstoß von Abfall-Verbrennungsanlagen drastisch reduziert. 1994/95 lagen die Gesamt-Emissionen von Dioxinen bei 30 Gramm TE pro Jahr. 1990 waren es noch 400 Gramm TE pro Jahr. Die derzeitigen Dioxin-Emissionen aus Abfall-Verbrennungsanlagen betragen weniger als zwei Gramm TE pro Jahr. Auch bei den weiteren relevanten Dioxin-Quellen wurden wirksame Minderungsmaßnahmen getroffen. Die Umweltministerkonferenz hat im November 1994 auf der Grundlage eines Berichts einer Arbeitsgruppe unter Leitung des Umweltbundesamtes ein gestuftes Anforderungskonzept zur Emissionsbegrenzung von Dioxinen bei industriellen und gewerblichen Anlagen beschlossen. Darin ist insbesondere ein Emissions-Zielwert von 0,1 ng TE je Kubikmeter Abgas für Anlagen mit einem Abgasvolumenstrom von mehr als 5.000 Kubikmeter je Stunde festgelegt. Um diesen zu erreichen, werden unterschiedliche Techniken eingesetzt. Bei Eisenerz-Sinteranlagen, die 1990 noch circa 600 Gramm TE pro Jahr in die Luft abgaben, wurden insbesondere der ProduktionsProzess und die Eingangsstoffe optimiert. Die Emissionen betragen dort derzeit noch 130 Gramm TE pro Jahr. Durch den zusätzlichen Einbau von Abgasreinigungseinrichtungen, die zur Zeit mit finanzieller Förderung des Umweltbundesamtes und Bundesumweltministeriums in der großtechnischen Erprobung sind, soll der Emissions-Zielwert von 0,1 ng TE je Kubikmeter Abgas eingehalten werden. So sollen die Dioxinemissionen auf weniger als 20 Gramm TE pro Jahr gesenkt werden. Bei weiteren thermischen Prozessen in der Metallindustrie (zum Beispiel Elektrolichtbogenöfen, bei der Kupfer- und bei der Zinkerzeugung, in Aluminiumschmelzanlagen) wird dieser Zielwert entweder bereits eingehalten, oder es werden grundsätzlich geeignete technische Minderungsmaßnahmen praktisch erprobt. Als Indikator für die Belastung des Menschen mit Dioxinen gilt die Frauenmilch. Frauenmilch ist sehr fettreich und eignet sich daher sehr gut dazu, die Rückstande von Dioxinen im menschlichen Fettgewebe anzuzeigen. Lange Untersuchungsreihen haben gezeigt, dass sich der Dioxingehalt von Frauenmilch in den letzten 10 Jahren halbiert hat. Forschungsprojekt: Dioxine im Kraftfutter von Tieren Das Umweltbundesamt hat in einem 1996 abgeschlossenen Pilot-Forschungsprojekt bei 70 Einzelproben von Kraftfuttermitteln für Tiere in allen Proben Dioxine nachgewiesen (Bezug s.u.). Wichtig: Die im Rahmen des Projektes untersuchten Tiermehle und Tierfette wiesen keine nennenswerten Dioxinbelastungen auf. Ausgangspunkt des Projektes war die Frage, wie Dioxine, die Menschen hauptsächlich über Fleisch- und Milchprodukte aufnehmen, in die Nahrung von Tieren kommen. Da Zusatzfuttermittel, insbesondere Kraftfuttermittel in der Massentierhaltung immer wichtiger werden, wurden diese gezielt untersucht. Die Ursachen für den Eintrag von Dioxinen in Kraftfuttermittel können vielfältig sein. So können aufbereitete Schmierfette, Schmier- und Maschinenöle sowie Reinigungssubstanzen beim Warten der Maschinen (bei alten und schlecht gewarteten Anlagen) ebenso die Ursache sein, wie die Anstriche von Silos (trifft für Kraftfutterwerke in Deutschland nicht zu). Auszuschließen ist, dass die Dioxine bei der Herstellung der Kraftfutter selbst entstehen, weil die Wärmeentwicklung während es Herstellungsprozesses so gering ist, dass keine Dioxine entstehen können. Damit bleiben als Eintragsquelle nur die eingesetzten Rohstoffe. In dem Forschungsprojekt wurden neben Getreide auch pflanzliche Eiweißträger wie zum Beispiel Grünmehl als Hauptquelle des Dioxineintrags in die Futtermittel identifiziert. Die Empfehlung des Umweltbundesamtes lautete: Durch eine konsequente Reinigung von Getreide und Grünmehl vor der Verarbeitung läßt sich nach ersten Schätzungen der Dioxingehalt eines Kraftfutters um bis zu circa 80 % verringern. Bezug: Eine Zusammenfassung des Abschlußberichtes des Forschungsvorhabens: "Untersuchung zum Eintrag von PCDD und PCDF über Tierkraftfutter in die menschliche Nahrungskette" gibt es in der Pressestelle des Umweltbundesamtes. Der komplette Abschlußbericht kann bei der Bibliothek des Umweltbundesamtes, Postfach 33 00 22, 14191 Berlin unter der Nummer UBA-FB-97-102 ausgeliehen werden. Berlin, den 04.06.1999 |