| | Borreliose-Gefahr durch Zeckenbisse in Gärten unterschätzt Das Risiko im Garten von einer Zecke gebissen und mit Lyme-Borreliose infiziert zu werden, ist offensichtlich größer als bisher vermutet. Darauf weist das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) hin und bezieht sich dabei auf die Ergebnisse einer Studie im Landkreis Oder-Spree im Osten Brandenburgs. Besondere Riskofaktoren seien der direkte Kontakt mit Büschen in Gärten, insbesondere in Waldnähe und Haustiere mit Zecken. Das Institut bemängelte, dass Maßnahmen zur Vorbeugung von Zeckenstichen wie das Tragen langer heller Kleidung, die Verwendung von Zeckenschutzmitteln und das Absuchen des Körpers nach Zecken insgesamt nur in geringem Maße angewendet wurden. Im Rahmen der Studie wurden 166 an Lyme-Borreliose erkrankte sowie gesunde Personen aus dem Landkreis Oder-Spree im Osten Brandenburgs über Zeckenstiche, ihr Verhalten in der Freizeit und die Wohnungsumgebung befragt. Der Landkreis war durch eine besonders hohe Rate an Neuerkrankungen mit Lyme-Borreliose aufgefallen. Die Erkrankung kann zwar in jedem Alter vorkommen, die Studie ergab jedoch ein höheres Risiko für ältere Menschen: Die untersuchten Erkrankten waren mit durchschnittlich 57 Jahren im Mittel zwölf Jahre älter als die Kontroll-Personen. Dies bestätigt Untersuchungen aus der USA, die bei 45 bis 54-Jährigen eine besondere Häufung der Erkrankung festgestellt hatten. Die Lyme-Borreliose ist mit geschätzten mehreren zehntausend Fällen im Jahr die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit in den gemäßigten Klimazonen. Zecken lassen sich nicht von Bäumen oder Sträuchern fallen, sondern sitzen bis in einer Höhe von ca. 1 Meter an der Spitze von Gräsern oder im Unterholz und werden vom "Opfer" abgestreift. Die Gefahr eines Zeckenbisses besteht in der Regel von März bis Oktober, am größten ist sie im Juni und im Juli. Bis zu vier Wochen nach der Infektion kommt es häufig zu einer ringförmigen Rötung der Haut rund um die Einstichstelle, die sich ausbreitet. Unbehandelt kann die Infektion Lähmungen, eine chronische Arthritis, Herzmuskelentzündungen und andere Erscheinungen verursachen. Einen Impfstoff gibt es in Deutschland noch nicht. Gegenmaßnahmen- Bei milder Witterung Unterholz und hohes Gras meiden.
- Geschlossene, helle Kleidung und festes Schuhwerk tragen (Hosenbeine in die Socken stecken).
- Nach Körperkontakt mit Gras und anderen Pflanzen im Garten oder der freien Natur den gesamten Körper inspizieren.
- Zur Entfernung einer Zecke kann eine dünne, feste Pinzette verwendet werden, mit der man die Zecke möglichst nahe der Stechwerkzeuge fasst und herauszieht. Geeignet ist auch ein spitz zulaufendes Skalpell, mit dessen Spitze man tangential zur Haut die Stechwerkzeuge unterfängt und seitlich heraushebelt. Der Zeckenleib sollte nicht gequetscht und nicht mit Öl oder Ähnlichem bedeckt werden, um eine verstärkte Absonderung des erregerhaltigen Speichels zu vermeiden.
- Je früher die Zecke entfernt wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Erregerübertragung (ab 12 - 24 h nach dem Stich). Impfschutz gegen Tetanus überprüfen.
Datum: | 7. 6. 2001 | Quelle: | Robert-Koch-Institut | Autor: | Wieland Welsch, Thomas Nowak |
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