| | Wieder Gift aufs Gleis? Bis 1996 verwendete die Bahn für ihre Gleise das Unkrautvernichtungsmittel Diuron und machte damit die besten Erfahrungen. Diuron wird über den Boden von den Pflanzen aufgenommen und hemmt die Photosynthese. Dadurch wirkt es nicht nur auf die beim Ausbringen erreichten Unkräuter, sondern über eine ganze Vegetationsperiode auf jede Art von Pflanzen.
Die Bindung an den Boden hat jedoch den Nachteil, das Diuron ausgewaschen wird und sich im Oberflächen- oder Grundwasser anreichern kann. Bis 1996 wurden immer größere Mengen an Diuron in Fluss- und Grundwasserproben gefunden, so das die Bahn als größter Anwender in die Kritik geriet. Auch wegen der öffentlichkeitswirksamen Kampagne von Greenpeace verzichtete die Bahn schließlich auf den weiteren Einsatz von Diuron. Wenig später zog auch der Gesetzgeber Konsequenzen und verbannte per Pflanzenschutzmittel-Verordnung das Unkrautvernichtungsmittel von den Schienen.
Inzwischen hat die Bahn jedoch nach eigenen Angaben massive Probleme mit Unkraut. Durch die Anreicherung von Humus und Wasser im Gleiskörper würden die Schienenwege destabilisiert. Die seit 1996 angewendeten alternativen Verfahren seien aufwendiger und nicht so wirksam wie das Spritzen mit Diuron. Während die Herbizid-Züge mit 80 km/h vorwärts kommen, ist das Abbrühen mit Heißdampf nur mit 5 km/h möglich und deshalb das zeitweilige Sperren der Strecke notwendig. Sie drängt deshalb auf eine Neuzulassung des vor vier Jahren verbotenen Mittels.
Unterstützung erhält die Bahn durch Studien des Instituts Fresenius, Taunusstein. Eine von der Bahn bereits im Jahr 1993 in Auftrag gegebene umfangreiche Langzeitstudie kommt zu dem Ergebnis, dass entgegen der bisherigen Annahme keine Grundwasserbelastung auftritt, wenn Diuron auf Gleisstrecken angewendet wird. Experten gehen in der Tat davon aus, dass der größte Teil der Diuron-Belastung in den Flüssen durch unsachgemäße Anwendung entsprechender Unkrautvernichtungsmitteln im privaten Bereich stammen. Aufgrund der Langzeitstudie hält auch das Umweltbundesamt eine Wiederzulassung von Diuron in Bereichen für akzeptabel, wo kein Abschwemmen des Mittels droht.
Kritiker wie z. B. das Freiburger Öko-Institut halten der Bahn indes vor, aus Kostengründen auf eine kontinuierliche und dann auch erfolgreiche Unkrautbekämpfung mit umweltfreundlicheren Verfahren zu verzichten, bis schließlich ein radikaler Schlag mit der chemischen Keule unumgänglich ist. Datum: | 4. 8. 2000 | Quelle: | VDI nachrichten | Autor: | bearbeitet von Wieland Welsch, Thomas Nowak |
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