Herbizide ist die Bezeichnung für die Gruppe der Unkrautbekämpfungsmittel. Sie bildet die größte Gruppe der Pflanzenschutzmittel (Pestizide). Chemisch lassen sich die Herbizide in anorganische und organische Verbindungen unterteilen. Mit anorganischen Verbindungen wie Eisen(III)-sulfat, Kupfer(II)-sulfat, Schwefelsäure oder Natriumchlorat begann im 19. Jahrhundert die chemische Unkrautbekämpfung. Inzwischen werden hauptsächlich organische Verbindungen eingesetzt, die vor allem folgenden Verbindungsklassen angehören: Mineralöle, Harnstoffderivate, chlorierte Phenoxyessigsäuren (z. B. 2,4-D; 2,4,5-T), chlorierte Aryloxypropionsäuren (z. B. Mecoprop), Chloracetanilide (z. B. Alachlor, Butachlor), Dinitroaniline (z. B. Trifluralin, Pendimethalin), Triazine (z. B. Terbutylazin), Phosphorverbindungen (z. B. Glufosinat-Ammonium). Bezüglich des Zeitpunktes der Anwendung eines Herbizides unterscheidet man zwischen der Vorsaat, dem Vorauflauf (d.h. bevor die ersten Blätter an die Oberfläche gelangen) und dem Nachauflauf der Kulturpflanzen. Wirkstoffe, die über die Wurzeln von den Schadpflanzen aufgenommen werden, bezeichnet man als Bodenherbizide. Erfolgt die Aufnahme über die oberirdischen grünen Teile der Pflanze, spricht man von Blattherbiziden. Entfalten diese ihre Wirkung direkt am Benetzungsort, werden sie zur Gruppe der Kontaktherbizide gezählt. Bezüglich der Verteilung innerhalb der Pflanze unterscheidet man zwischen systemischen und nicht-systemischen Wirkstoffen. Ein weiteres Kriterium ist die Selektivität. Totalherbizide vernichten die gesamte Vegetation und werden insbesondere auf Industrie-Geländen, Gleisanlagen, Wegen und Plätzen angewendet. Im Kulturpflanzenbau können sie vor oder nach dem Anbau nur dann ausgebracht werden, wenn ihre Wirkungsdauer gering ist. Semitotalherbizide werden von verholzenden Pflanzen relativ gut vertragen und kommen deshalb vorwiegend im Obst- und Weinbau, auf Plantagen, im Forst, in Baumschulen und Ziergehölzanlagen zum Einsatz. Die bedeutendste Gruppe bilden die selektiven Herbizide, die eine hohe herbizide Aktivität mit einer hohen Verträglichkeit gegenüber bestimmten Kulturpflanzen verbinden. Da nicht alle Wirkstoffe alle Unkräuter gleich gut bekämpfen, werden in der Praxis oft Kombinationen eingesetzt. Wirkungsweise Herbizide greifen auf verschiedenste Weise in den Stoffwechsel der Pflanzen ein. Meistens ist dabei eine Funktionsstörung so dominierend, dass sie als die eigentliche Ursache der herbiziden Wirkung anzusehen ist: - Photosynthese-Hemmer stören die Umwandlung der von der Sonne aufgenommenen Lichtenergie in chemische Energie.
- Atmungshemmer blockieren die Umwandlung von in Proteinen, Kohlehydraten u. Fetten gespeicherter chemischer Energie in eine biochemisch nutzbare Form.
- Wuchsstoff-Herbizide entsprechen in ihrer Wirkung dem natürlichen Pflanzenhormon Auxin und führen dazu, dass sich die Pflanzen „zu Tode wachsen“.
- Keimhemmer verhindern die Zellteilung.
- Carotinsynthese-Hemmer blockieren die Bildung von Carotinoiden, die als Schutzpigment das Chlorophyll gegen Abbau schützen.
Andere Wirkstoffe greifen in die Protein-, Lipid-Synthese und andere Stoffwechselvorgänge ein. Gesundheitsgefährdung In der Umwelt können sich Herbizide im Grundwasser anreichern und so auch in das Trinkwasser gelangen. Außerdem sind in Einzelfällen Rückstände von Herbiziden in Lebensmitteln festgestellt worden. Rückstände in Lebensmitteln und mögliche Verunreinigungen im Trinkwasser stellen nach derzeitigem Wissensstand, soweit die geltenden Höchstmengen und Grenzwerte eingehalten werden, kein nennenswertes Gefährdungspotential dar. Im Wohnbereich spielen Herbizide als mögliche Schadstoffe keine Rolle. |