Umwelthormon aus Babyflaschen - bedenklicher als bisher angenommen Bisphenol A (BPA) ist ein Wirkstoff, dessen östrogene Wirkung nicht mehr angezweifelt wird. Stoffe mit solchen Wirkungen werden als "Umwelthormone" bezeichnet und können das menschliche Hormonsystem stören. Weitere bekannte Vertreter dieser Gruppe sind TBT und die Phthalate. Zwar ist die Wirkung bei BPA schon länger bekannt; doch nun weisen neue Erkenntnisse darauf hin, dass erste Wirkungen schon in wesentlich geringeren Konzentrationen auftreten als bisher angenommen. BPA ist Ausgangsstoff für die weitverbreiteten Kunststoffe Polykarbonat und Epoxidharze. Da das Molekül "auf den ersten Blick" eher harmlos aussieht - es enthält kein Chlor oder andere Halogene - wird es in großen Mengen verwendet; auch in Gebrauchsgegenständen wie Babyflaschen und Plastikverpackungen für Lebensmittel, in beschichteten Konservendosen und Zahnfüllungen. BPA tritt während der gesamten Nutzungsdauer aus den Kunststoffen aus. Es findet aber keine Anreicherung in der Umwelt statt, weil der Stoff leicht abbaubar ist. Bisherige Untersuchungen hatten immer wieder zu dem Ergebnis geführt, dass die Konzentrationen, denen der Mensch ausgesetzt ist, keine Gefahr darstellen. Nun hat eine amerikanische Forschergruppe (Prof. Fred vom Saal, Univ. of Missouri, Columbia) schon bei sehr geringen Dosen hormonelle Auswirkungen an Versuchstieren nachweisen können. Bei früheren Versuchen mit höheren Dosen konnten keine Wirkungen festgestellt werden[1]. Vor dem Hintergrund, dass sich die Spermien von Männern in Industrienationen immer langsamer fortbewegen und "schwächer" werden, sind solche Funde äußerst beunruhigend. Wissenschaftler drängen darauf, den Kunststoff Polycarbonat (PC) aus der Nahrungsmittelbranche zu verbannen. Vor allem in Babyflaschen sollte er nicht mehr verwendet werden - in Japan ist dies seit einigen Monaten verboten. Ein alternativer Kunststoff ist hier Polyethersulfon. [1] Dieser Widerspruch ist noch nicht aufgeklärt, obwohl er von der amerikanischen Umweltbehörde EPA gründlich untersucht wurde. Ergebnis: Weder die Versuche mit positivem noch die mit negativem Ergebnis weisen systematische Fehler auf. Nun macht man sich Gedanken über die Aussagekraft solcher Versuche. Gibt es vielleicht noch mehr Stoffe, bei denen die hormonelle Potenz "übersehen" wurde? Oder gibt es in diesem Bereich so genannte "Fenstereffekte"? Das sind Zusammenhänge, die den üblichen Dosis-Wirkungs-Beziehungen widersprechen - Wirkungen treten nur bei niedrigen Konzentrationen auf und verschwinden bei höheren wieder. Datum: | 21. 12. 2000 | Quelle: | NIEHS - National Institute of Environmental Health Sciences | Autor: | bearbeitet von Eckart Willer |
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