Wasser und Luft sind sauberer geworden In Deutschland und den Ländern der Europäischen Union hat sich die Luft- und Wasserqualität nachweislich verbessert. Die Schadstoffbelastung in Seen und Flüssen liegt meist unter den festgelegten Grenzwerten und ist teilweise mit den vorhandenen Analyse-Methoden nicht mehr nachweisbar. Dies berichteten die Wissenschaftler Henno Roßknecht (Seenforschung Langenargen) und Gerhard Schlemmer (Bodenseewerk Perkin Elmer) nun auf der Chemikertagung "Anakon" in Konstanz. Die Verbesserung sei eine Folge der strengen Kontrollen und Maßnahmen bei einer Überschreitung der Grenzwerte. Um die festgelegten Grenzwerte überprüfen zu können, entstehen immer neue und kompliziertere Herausforderungen an die Meßverfahren. Die Analytik steht im ständigen Wettlauf mit neuen Stoffen, wie etwa Arzneimittel-Bestandteilen, und noch geringeren Konzentrationen. Neue Erkenntnisse aus der Biochemie über potenziell erbgutschädigende Substanzen treiben die Anforderungen an die Nachweisstärke von bestimmten Substanzen in den Bereich von einem Teilchen in einer Billion Wassermolekülen, hieß es auf der Tagung. Für die Festlegung von Grenzwerten ist eine genaue Kenntnis über die natürlich vorkommende Konzentration der untersuchten Stoffe, deren Ein- und Austragswege und gegenseitigen Wechselwirkungen erforderlich. Beispielsweise ist die natürliche Bleikonzentration in sauberen Gewässern normalerweise unter 0,1 Mikrogramm pro Liter. Durch Rohre und Armaturen kann das beim Verbraucher aus der Leitung kommende Wasser eine zehn- bis hundertfache höhere Bleikonzentration haben – was jedoch nach der Kenntnis der Analytiker noch weit unter der möglicherweise gefährdenden Maximalwert-Konzentration liegt. Neue Stoffe und geringe Konzentrationen haben kürzlich Meßverfahren und Analytiker am Bodensee auf die Probe gestellt: Untersuchungen auf 65 verschiedene Arzneitmittel-Wirkstoffe (darunter Schmerzmittel, Lipidsenker, Antibiotika und Röntgenkontrastmittel) zeigten, dass ein Drittel davon in geringen Konzentrationen nachweisbar waren. Allerdings nur in den Zuflüssen und den Mündungsbereichen. Im tiefen See – wo das Trinkwasser gewonnen wird – finden sich hingegen nur noch Spuren im Bereich der Nachweisgrenzen. Auch hormonell wirksam werdende Stoffe beschäftigen in jüngster Zeit die Wissenschaftler. Es handelt sich dabei um natürliche Hormone, wie beispielsweise Phytoöstrogene, aber auch um Industriechemikalien wie PCB, DDT, Weichmacher oder bestimmte Tenside. Diese Verbindungen können möglicherweise das Reproduktions-Verhalten von Wassertieren beeinflussen. So wurde die Verweiblichung männlicher Fische im Ablaufbereich von Kläranlagen mit diesen Stoffen in Verbindung gebracht. Um diese hochkomplexen Ursache-Wirkungs-Beziehungen belegen zu können, bedarf es allerdings noch intensiver Forschung. Datum: | 20. 4. 2001 | Quelle: | BdW / Jutta Perkert |
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