| | Moderne Holzhäuser widerlegen Vorurteile Während in den USA 90 Prozent aller Häuser aus Holz gebaut werden, vertrauen in Deutschland gerade einmal sieben Prozent der Bauherren dem natürlichen Material. Zugige Bretterbuden voller Holzschutzmittel – mit diesem Image kämpfen Holzhäuser hier zu Lande seit Jahrzehnten. Doch die Vorurteile sind nicht gerechtfertigt. "Moderne Holzbauten sind die Fortentwicklung traditioneller Fachwerkhäuser", sagt Maria Schlechter vom Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) in Bad Honnef. Bei ordnungsgemäßer Bauausführung, Wartung und Pflege hätten moderne Holzbauten eine Lebenserwartung von weit über 100 Jahren. Die Befürchtung mancher Bauherren, ein Haus aus Holz könne schneller ein Raub der Flammen werden als ein Steinhaus, sehen Fachleute als unbegründet an. Einerseits müssen allein auf Grund der Bestimmungen in den Bauordnungen entsprechende Vorkehrungen getroffen werden, sagt Maria Schlechter. Bei Wohnungsbränden würden die meisten Menschen außerdem nicht dem Feuer, sondern den dabei entstehenden giftigen Dämpfen zum Opfer fallen. Vorbei seien auch die Zeiten, in denen Häuser mit Holzfassade aufwendig gepflegt und mit Holzschutzmitteln behandelt werden mussten. Moderne Holzfassaden könnten so konstruiert werden, dass chemische Holzschutzmittel nicht benötigt werden, erklärt Schlechter. Die Fassaden unbehandelter Holzhäuser vergrauen allerdings durch Alterung. Bauherren, die solche Fassaden nicht mögen, könnten diese mit ökologisch und gesundheitlich unbedenklichen Mitteln wie Lasuren farbig anstreichen. Selbst wenn dann solch ein Anstrich mit der Zeit unansehnlich wird und der Hausherr sich noch nicht zu einem Neuanstrich entschließen kann, handelt es sich nur um einen optischen Mangel. Der Anstrich habe keinen Einfluss auf die Lebensdauer der Holzelemente. Mit der neuen Energie-Einsparverordnung des Bundes sollen Häuser in Niedrigenergie-Bauweise in Zukunft Standard werden. Auch dadurch gewinnt der Baustoff Holz zunehmend an Attraktivität. Denn schon die natürlichen Eigenschaften von Holz erfüllen – bei relativ geringem baulichen Aufwand – viele der Anforderungen des neuen Gesetzes. Holz ist von Natur aus ein schlechter Wärmeleiter. Dadurch ist weniger Dämmmaterial erforderlich, um die Anforderungen der Energieeinsparverordnung zu erfüllen – das spart dem Bauherrn Zeit und Geld. Sogar so genannte Nullheizenergiehäuser sind in Holzbauweise möglich. Der Holzabsatzfonds weist darauf hin, dass man im Vergleich zu anderen Baumaterialien bei Holz mit deutlich geringeren Wandstärken auskomme, um die erforderliche Dämmwirkung zu erzielen. Die schlanken Holzkonstruktionen bieten bis zu zehn Prozent mehr Wohnfläche ohne Abstriche bei der Haltbarkeit und Festigkeit hinnehmen zu müssen. Der mit der Senkung des Energiebedarfs einhergehende Klimaschutz-Effekt durch die Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes wird durch die Verwendung von Holz noch zusätzlich unterstützt. Holz wächst mit Sonnenenergie und dabei werden große Mengen des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) verbraucht. Für den gesamten Nutzungszyklus – vom lebenden Baum über die zugeschnittenen Balken oder Bretter bis hin zum fertigen Haus oder Möbelstück – bleibt das Kohlendioxid der Atmosphäre entzogen. Die CO2-Bilanz fällt für ein Holzhaus noch positiver aus, wenn zum Bau heimisches Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft genutzt wird. Dieses Holz wächst gewissermaßen direkt vor der Tür und braucht daher nicht über weite Entfernungen, etwa per Lkw, Bahn oder Schiff, transportiert werden. Je kürzer der Weg vom Wald zum Verbraucher desto besser für Umwelt und Klima: Ressourcen werden geschont und Schadstoffemissionen minimiert. Aufgebaut werden kann ein Holzhaus in beinahe blitzartigem Tempo: "In 24, höchstens 48 Stunden kann ein Holzhaus aus vorgefertigten Konstruktionselementen auf der Baustelle errichtet werden", versichert Maria Schlechter vom BDF. Der Bauherr müsse sich anschließend nur noch um den Innenausbau kümmern, die vorgefertigten Konstruktionselemente enthielten allerdings schon Installationen für Wasser, Heizung und Strom. Moderne Holzhäuser gibt es bei vielen Fertigbauherstellern. Der Vorteil von Fertigbauten sei, dass man ein solches Haus schneller und oft auch preisgünstiger als ein Massivhaus errichten könne, sagt Arnim Radünz von der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände in Bonn. Auch der Endpreis des Hauses lasse sich bei Fertigbauten durch Festpreise, die in der Regel angeboten würden, relativ leicht kalkulieren und vergleichen. Allerdings sollte man beim Preisvergleich immer darauf achten, ob Arbeiten wie zum Beispiel Baustelleneinrichtung oder Malerarbeiten im Preis enthalten sind. Holzhäuser gibt es aber nicht nur "von der Stange". Sie können auch individuell vom Architekten geplant und von Holzbaubetrieben mit entsprechendem Know-how gefertigt werden. Adressen von auf Holzbau spezialisierten Architekten gibt es bei den Architektenkammern in der jeweiligen Region. Niedrigenergie-Bauweise wird von Bund und Ländern durch zahlreiche Förderprogramme unterstützt. Bezuschusst werden sowohl Neubauten als auch Renovierungsmaßnahmen, die den Heizbedarf senken. Ein Tipp: Für Passivhäuser mit einem Energiebedarf von weniger als 15 KWh/m²/Jahr kann der Bauherr bei seiner Bausparkasse einen entsprechenden Antrag stellen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau vergibt zinsvergünstigte Darlehen; die Fördermittel der Länder sind unterschiedlich bemessen. Datum: | 24. 4. 2001 | Quelle: | enius / Holzabsatzfonds | Autor: | Wieland Welsch, Thomas Nowak |
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