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Neue Analyse-Standards für Algengifte in Trinkwasser

Neue Standards zur Messung von gefährlichen Algengiften im Trinkwasser entwickeln derzeit Wissenschaftler aus deutschen und europäischen Instituten. Angestrebt wird ein einheitliches Verfahren zur Wasseranalyse, um gesundheitliche Schäden zu vermeiden.

Besonders in den Sommermonaten kommt es durch starke Vermehrung so genannter Cyanobakterien – auch als Blaualgen bezeichnet – im Süßwasser oder in Küstenregionen zu "Wasserblüten". Dabei setzen diese Organismen Giftstoffe frei, die in das Wasser gelangen und sich über die Nahrungskette in höheren Organismen, wie Muscheln und Fischen anreichern. Diese Toxine stellen für Mensch und Tier eine Gefahr dar. "In Deutschland sterben immer wieder Tiere, die aus Tümpeln oder Talsperren getrunken haben", berichtet Jens Dahlmann vom Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Jena. In anderen Ländern seien auch Menschen zu Tode gekommen. Abkochen oder Filtrieren des Wassers schützt nicht, da die Giftstoffe auch nach dem Abtöten der Algen im Wasser erhalten bleiben. Da auch die Zerstörung der Toxine durch Bestrahlung oder Oxidation nur bedingt gelingt, sei eine sorgfältige Analyse des zum Trinken bestimmten Wassers von großer Wichtigkeit, betont Dahlmann. Wurden in einem Gewässer Algengiftstoffe nachgewiesen, muss dies für die Zeit der Algenblüte als Trinkwasserreservoir gesperrt werden. Nach ca. einem bis zwei Monaten sind die Toxine allerdings soweit abgebaut, dass keine Gefahr mehr besteht.

Noch in den 80er Jahren basierten Messungen der Toxizität von Cyanobakterien ausschließlich auf Tierversuchen. Heute wird das Vorhandensein cyanobakterieller Toxine in Gewässern routinemäßig mit Hilfe modernster Methoden wie der Flüssigchromatographie (HPLC) überprüft. Unter Federführung des Normenausschusses Wasserwesen (NAW) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Normung (DIN) arbeiten Wissenschaftler gleichzeitig an einem standardisierten Verfahrens zur quantitativen Erfassung der Giftstoffe.

Am 26. April diskutierten die an den Forschungen beteiligten Wissenschaftler in Jena die Ergebnisse eines Ringversuches, der einen ersten Schritt in Richtung standardisierter Analyseverfahren darstellt. "Bisher testeten die verschiedenen Institute mit unterschiedlichen Verfahren", schildert Dahlmann das Problem. Der Ringversuch, an dem zehn deutsche, ein schweizer und ein schwedisches Institut teilnahmen, erbrachte nun gute Ergebnisse mit einem einheitlichen Verfahren. "Es gab sehr wenig Streuung bei den Ergebnissen, und die Fehlerrate lag unter fünf Prozent", fasst Jens Dahlmann den positiven Ausgang zusammen. Das stimmt den Diplom-Chemiker hoffnungsvoll, dass in ein bis zwei Jahren das HPLC-Verfahren als DIN-Norm etabliert sein wird. "So können in Zukunft fehlerhafte Ergebnisse verhindert werden", so Dahlmann.

Siehe auch enius-News "Frühwarnsystem für giftige Algenblüten in Badegewässern" vom 20.03.2001

→ Portal Schadstoffe
 

 

Datum:25. 4. 2001
Quelle:Universität Jena
Autor:Wieland Welsch, Thomas Nowak

 




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