Staphylokokkus-Bakterienstamm erschreckt Forscher mit seiner fortdauernden Sammlung von Antibiotikaresistenzen Einer der weltweit verbreitetsten Stämme eines antibiotikaresistenten Bakteriums – verantwortlich für hunderte von Infektionen in Krankenhäusern – kann bis in die fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts zurückverfolgt werden. Das berichten Wissenschaftler der Rockefeller University in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences. Mit Hilfe eines so genannten DNA-Fingerabdrucks konnten sie zeigen, dass diese beharrliche Linie von Staphylokokkus aureus ein Experte im Erwerb von Resistenzen gegen Antibiotika ist. Die Verbreitung des resistenten Superkeims jagt den Medizinern weltweit großen Schrecken ein, denn bei einst therapierbaren Erkrankungen helfen dann keinerlei Antibiotika. Schuld daran ist die erstaunlich ausgeprägte Fähigkeit von Staph. aureus, sich durch Aufschnappen von so genannten Resistenzgenen gegen den Antibiotikaeinsatz zu wappnen. Als einer der raffiniertesten Schachzüge des Bakteriums sehen die Wissenschaftler um Alexander Tomasz von der Rockefeller University sein Einverleiben des mecA Gens, das es gleich gegen eine ganze Klasse von Antibiotika – inklusive Penicillin – immun macht. Der erste Bakterienstamm mit dieser Resistenz trat nach Untersuchungen der Wissenschaftler bereits im Jahre 1961 in einem britischen Krankenhaus auf – ein Jahr, nachdem Methicillin zum Einsatz gekommen war. Kurz danach, im Jahre 1963, tauchte der resistente Keim auch in dänischen Krankenhäusern auf. Durch Verwendung des genetischen Fingerabdrucks zeigte sich: Beide Keime waren identisch und die damaligen Bakterien waren schon mit vier Resistenzen ausgestattet. So machten ihnen weder Penicillin, noch Streptomycin, Tetracyclin oder Erythromacin den Garaus. Ein Nachkomme dieser altertümlichen Keime gehört heutzutage zu den erfolgreichsten seiner Art und ist für die meisten gefährlichen Infektionen in Kliniken verantwortlich: der „Iberian“-Keim, zum ersten Mal 1986 in einem spanischen Krankenhaus identifiziert. Sein Erfolg richtet sich auf die zusätzlich aufgenommenen Resistenzen. So besitzt Iberian nicht nur die vier Resistenzen seiner Vorgänger, sondern hat sich auch gegen alle seit den fünfziger Jahren entwickelten Antibiotika immun gemacht. Das Verständnis darüber, was diese Mikroben von den anderen unterscheidet, soll den Forschern zukünftig helfen, ihre Verbreitung zu stoppen.
Datum: | 15. 8. 2001 | Quelle: | BdW / Dr. Dagmar Knopf |
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