Erhöhte Zahl von Kinderkrebsfällen um Atomkraftwerke von Behörden bestätigt Die erhöhten Krebsraten bei Kindern, die in unmittelbarer Nähe von Atomkraftwerken leben, sind jetzt erstmals vom Bundesamt für Strahlenschutz anerkannt worden. Zwar seien die Zusammenhänge nicht bewiesen, die Zahlen erforderten aber eine intensive Beobachtung des Krankheitsgeschehens rund um die AKW, so der Präsident des BfS, Wolfram König. Die spezielle Analyse der Kinderkrebsrate in der Nähe von Kernkraftwerken erfolgt nun im Fünf-Jahres-Rhythmus und wird auf alle deutschen Standorte ausgedehnt. Für den jetzt anstehenden Zeitraum will das BfS eine entsprechende Studie vergeben, deren erste Ergebnisse im kommenden Jahr vorliegen sollen. Zusätzlich werden die Ursachen für das gehäufte Auftreten von Tumoren bei Kindern durch eine Fallkontrollstudie erforscht. Das Ministerium reagiert damit auf Forderungen des Umweltinstituts München und der Ärztevereinigung IPPNW. Deren im März veröffentlichte Studie hatte eine signifikante 30-prozentige Steigerung der Kinderkrebsrate in den Landkreisen um die bayrischen Atomkraftwerke nachgewiesen. Der Befund deckte sich mit den Ergebnissen zweier früherer Untersuchungen des Umweltinstituts. Diese hatten ebenfalls erhöhte Krebsraten bei Kindern um Atomkraftwerke ergeben. Anfang 1998 wurde vom Umweltinstitut München eine Studie des Instituts für Medizinische Statistik und Dokumentation aus dem Jahr 1997 überprüft. Sie hatte zwar kein erhöhtes Krebsrisiko nachgewiesen, allerdings waren in die Untersuchung nicht nur die deutschen Leistungsreaktoren, sondern auch sämtliche stillgelegte AKW und Forschungsreaktoren einbezogen worden. Letztere ließ das Münchener Umweltinstitut außer Acht und ermittelte bei einer Neuauswertung der Daten eine 53-prozentige Erhöhung der Krebsrate bei Kleinkindern im Umkreis von fünf Kilometern um die Anlagen. Eine unabhängig davon im Jahr 1995 erstellte Studie des BfS hatte ebenfalls keine erhöhte Krebsrate bei Kindern in der Nähe von fünf bayerischen Kernkraftwerken ergeben. Aber auch bei dieser Untersuchung waren nicht nur die drei aktiven AKW betrachtet worden, sondern auch der Forschungsreaktor in Garching bei München und der schon 1985 stillgelegte Versuchsreaktor in Kahl am Main. Wieder ergab die vom Umweltinstitut erstellte Neuauswertung der Daten eine signifikante Erhöhung der Kinderkrebsrate um 35 Prozent, wenn nur die drei Standorte der Leistungsreaktoren in Isar, Gundremmingen, und Grafenrheinfeld berücksichtigt wurden. Von offiziellen Stellen waren die Befunde bisher nicht ernst genommen worden, da die Art der Untersuchungen keine Kausalschlüsse erlaube. Dennoch wurden negative Befunde solcher Studien sehr wohl zitiert, um die Unbedenklichkeit von Atomkraftwerken zu belegen. Das gipfelte sogar in dem Hinweis, dass auch an Standorten von geplanten Atomkraftwerken (Rehling) die Kinderkrebsraten erhöht seien.
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