Wildpilze sind mit Vorsicht zu genießen Auch vierzehn Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (26.4.1986) sind Wildpilze und Wildfrüchte in den durch Fallout belasteten Regionen immer noch hoch belastet. Vor allem in Südbayern und im Bayrischen Wald sind die Pilze verstrahlt. In Maronen und Semmelstoppelpilzen aus Süddeutschland wurden 1999 bis zu einigen 1.000 Becquerel (Bq) je Kilo an Cäsium 137 gemessen. Steinpilze und Pfifferlinge kamen auf Höchstwerte von mehreren 100 Bq pro Kilo. Nur Parasole und Waldchampignons galten mit Werten um 10 Bq pro Kilo selbst in Bayern als gering belastet. Zum Vergleich: Der Grenzwert für Lebensmittel liegt laut Strahlenschutzverordnung bei 600 Becquerel pro Kilo. Wildschweine sind nach Angaben der Kulmbacher Bundesanstalt für Fleischforschung teilweise so stark verseucht, dass sie als Sondermüll entsorgt werden müssen. Ursache für die Strahlenbelastung sind die ausgiebigen Regenfälle nach der Reaktorkatastrophe im Frühjahr 1986. Die unterirdischen Pilzpflanzen nehmen das Cäsium 137 seit Jahren auf und speichern es. Mit einer Halbwertszeit von 30 Jahren ist Cäsium 137 besonders langlebig. Deshalb ist eine wesentliche Änderung der Situation in den nächsten Jahren nicht zu erwarten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, nicht mehr als 250 Gramm Wildpilze pro Woche zu essen. Kleinkinder, Schwangere und Stillende sollten keine Wildpilze essen. Pilze speichern auch Schwermetalle wie Cadmium und Quecksilber. Im Pilzkörper kann die Konzentration so fünfmal höher sein als im Waldboden. Bis zu 15 Milligramm (mg) Cadmium und 9 mg Quecksilber hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Veterinärmedizin in einem Kilogramm Pilze gemessen. Laut WHO liegt die duldbare Aufnahmemenge bei 0,5 mg Cadmium und 0,3 mg Quecksilber pro Woche. Die meisten Wildpilze liegen darunter. Viele deutsche Institute untersuchen kostenlos Pilze und andere Waldprodukte auf vom Menschen erzeugte Radioaktivität.
Datum: | 6. 9. 2000 | Quelle: | Bild der Wissenschaft |
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