Innen hui - Außen pfui Zum Wachsen ist es Orangen und Zitronen hierzulande zu ungemütlich, da bevorzugen sie doch wärmere Gefilde. Aber verzehrt werden sie mit Vorliebe auch von den Deutschen: jährlich über zwei Millionen Tonnen. Mit dieser Menge ist die Bundesrepublik weltweit der größte Zitrusimporteur. Hauptsächlich Spanien, Israel und Marokko, daneben Sizilien, Südafrika, Florida und Griechenland sorgen für unser ganzjähriges Gaumenvergnügen. Damit die Zitrusfrüchte unverdorben und saftig bei uns ankommen, werden sie meistens mit Lebensmittelzusatzstoffen "präpariert". Um die bei der Ernte meist verloren gehende natürliche Schutzschicht zu ersetzen, werden die Früchte oft mit einem Wachsüberzug versehen. Die Behandlung muss durch die Angabe "gewachst" für den Verbraucher kenntlich gemacht werden. Gesundheitsschädigende Nebenwirkungen durch die Überzug-Substanzen sind nicht zu erwarten. Zugelassen sind folgende Stoffe: E 901 - Bienenwachs E 902 - Candelillawachs E 903 - Carnaubawachs E 904 - Schellack E 912 - Montansäureester E 914 - Polyethlyenwachsoxidate E 473 - Zuckerester von Speisefettsäuren E 474 - Zuckerglyceride Die meisten Zitrusfrüchte werden auch mit Konservierungsmitteln im Tauchbad oder durch Besprühen haltbar gemacht. Die Angabe "mit Konservierungsstoffen" oder "konserviert" weist auf eine entsprechende Behandlung der Schale hin. Verwendet werden: E 230 - Biphenyl E 231 - Orthophenylphenol E 232 - Natrium-Orthophenylphenolat E 233 - Thiabendazol Anders als die in der Regel unbedenklichen Wachsüberzüge gelten diese pilztötenden Substanzen als gesundheitsschädlich. Sie gehören zur Schadstoffgruppe der Pestizide und sollten nicht in den Körper gelangen. Die Schale von behandelten Zitrusfrüchten sollten Sie deshalb auf keinen Fall in der Küche verwenden. Die Menge an Konservierungsmittel, die durch die Schale in das Innere der Zitrusfrucht übergeht, ist unbedeutend. Größere Mengen können aber bei der Verarbeitung, z. B. Schälen oder Pressen, in die Nahrung gelangen. Das passiert dann meistens über die Hände, die mit der konservierten Schale in Berührung kommen. Am einfachsten lässt sich das verhindern, indem Sie Zitrusfrüchte vor der Verarbeitung mit Wasser und etwas Spülmittel abwaschen und anschließend mit einem Haushaltstuch abtrocknen. Der größte Teil der Konservierungsstoffe wird so entfernt. Biphenyl und Co. wirken aber auch durch Verdunstung und können deshalb eingeatmet werden. Oft sind nur wenige Früchte mit imprägnierten Einwickelpapierchen verpackt, die dann auch das benachbarte Obst in eine Schimmelschutz-Wolke hüllen. Wenn Sie die Orangen oder Zitronen bald verbrauchen wollen oder aus anderen Gründen die chemische Konservierung nicht mehr notwendig ist, sollten Sie die Früchte deshalb gleich nach dem Kauf waschen. Entfernen Sie die Einwickelpapiere und achten Sie vor allem darauf, das sie nicht in Kinderhände (und damit oft auch in die Kindermünder) gelangen. Um die Konservierungsstoffe grundsätzlich zu meiden, können Sie beim Einkauf auf Zitrusfrüchte mit der Kennzeichnung ""nach der Ernte unbehandelt" bzw. Früchte aus ökologischem Anbau achten. Die Verbraucherzentrale Bayern weist jedoch darauf hin, das bei Kontrollen häufig falsche oder fehlende Kenzeichnungen aufgedeckt wurden. Bei Zitronen war die Fehlerquote besonders hoch. Für die industrielle Zitrussaftproduktion finden nur Früchte ohne Schalenbehandlung nach der Ernte Verwendung. Untersuchungen bei kommerziellen Orangensäften und Saftkonzentraten ergaben keine oder nur geringe Spuren der Konservierungsstoffe. Datum: | 20. 12. 2000 | Autor: | Wieland Welsch, Thomas Nowak |
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